Lerner, Maier
Rabbiner, geb. 1857 in Czenstochau (Polen), gest. 1930 Altona
L. besuchte Talmudhochschulen in Biala (Russland) und in Eisenstadt (Ungarn), anschließend erwarb er in Fulda die deutsche Hochschulreife. Im Alter von 18 Jahren begann er in Berlin bei Esriel Hildesheimer am Berliner orthodoxen Rabbinerseminar zu studieren. Außerdem besuchte er die Universitäten Berlin und Leipzig, wo er Philosophie und orientalische Sprachen studierte und in Philosophie promovierte. Anschließend, 1884, trat er seine erste Rabbinerstelle in Winzenheim (Elsass) an, die er bis 1890 innehatte. Von 1890 bis 1894 war er Rabbiner der Federation of Synagogues in London. 1894 wurde er als Nachfolger von Elieser Loeb zum Oberrabbiner der → Hochdeutschen Israelitengemeinde Altona gewählt, womit er auch das Oberrabbinat von Schleswig-Holstein besetzte. L. war Mitglied des deutschen rabbinischen Rats der Agudas Jisroel und gründete die Organisation Moriah, um ein jüdisches kulturelles Zentrum in Palästina zu etablieren. Er stand der Reformbewegung ablehnend gegenüber, was sich beispielsweise in seinen Äußerungen zu gesellschaftlichen Fragen wie dem Frauenwahlrecht oder in seiner negativen Haltung zur Aschenurnenbeisetzung auf jüdischen → Friedhöfen zeigte. Neben seiner Tätigkeit als Oberrabbiner publizierte L. im Kontext des gesetzestreuen Judentums, so zum Beispiel in den Periodika Berliner Magazin für die Wissenschaft des Judenthums, Der Israelit, Jüdische Presse. Weite Verbreitung fand seine 1905 publizierte Schrift mit Gutachten zur Exhumierung und Aschenurnenbeisetzung. Mit der religionsgesetzlichen Zulässigkeit von Feuerbestattungen hatte er sich bereits in einer 1890 erschienenen Broschüre befasst. Weiterhin hat er eine Schrift über die Geschichte des jüdischen Gerichtshofs Altona (→ Gerichtsbarkeit) publiziert.