Halevy (auch: Rabinowitz), Isaac

Rabbiner und Historiker, geb. 20.2.1847 Ivenitz bei Wilna, gest. 15.5.1914 Hamburg

H., Spross einer durch ihre Gelehrsamkeit und Gottesfurcht weit über Ivenitz hinaus berühmten Familie, wuchs im Hause seiner Großväter in Ivenitz und Wilna auf. Talmudisch-rabbinische Bildung erwarb H. an der Jeschiwa in Volozhin und als Autodidakt in Wilna. 18-jährig heiratete er eine Cousine mütterlicherseits. Eine Stellung als Rabbiner in einer Ortschaft bei Minsk, die ihm zu dieser Zeit angeboten wurde, lehnte er ab. Stattdessen ließ er sich als Geschäftsmann in Wilna nieder, wo er alsbald als talmudischer Privatgelehrter zu hohem Ansehen gelangte. Er nahm vielfältige innergemeindliche Aufgaben wahr und agierte seit 1872 in offiziellen Belangen als Vertreter der orthodoxen russischen Juden. Geschäftliche Widrigkeiten im Tee-Handel zwangen ihn 1895 Wilna zu verlassen. Sechs Jahre der Wanderschaft durch ganz Europa folgten, in deren Verlauf er die ersten beiden Bände seines Hauptwerkes Dorot ha-Rishonim verfasste. Diese Geschichte der mündlichen Lehre von der Bibel bis in das nachtalmudische Zeitalter begründete seinen Ruhm als orthodoxer Historiker und ließ ihn 1901 zu einem der Initiatoren der Jüdisch-Literarischen Gesellschaft in Frankfurt werden. 1900 trug man ihm die Stelle des Rabbiners an der Lewin Salomon’schen Klaus ( Jeschiwa) in Hamburg an. Aus dieser Position heraus, die er von 1902 bis zu seinem Tod ausfüllte, suchte er seine Idee von einer internationalen Vereinigung des gesetzestreuen Judentums zu verwirklichen. Gleichermaßen anerkannt und einflussreich bei der russischen wie der westeuropäischen Orthodoxie, hatte er maßgeblich Anteil an der 1912 erfolgten Gründung der Agudas-Jisroel-Weltorganisation.

Katrin Nele Jansen