Loewenberg, Jakob
Schriftsteller und Pädagoge, geb. 9./16.3. 1856 Niederntudorf, gest. 7.2.1929 Hamburg
Als Schriftsteller und Pädagoge genoss L. vor und nach der Wende zum 20. Jahrhundert weit über Hamburg hinaus große Popularität. Nach seiner Schulzeit hatte L. zunächst ein Lehrerseminar besucht, danach ein Studium der Sprachen und Germanistik in Marburg und Heidelberg absolviert und dieses 1886 mit der Promotion abgeschlossen. Er kam 1886 nach Hamburg und unterrichtete anfänglich an einer kirchlichen Realschule in Sankt Pauli. 1892 wurde er Leiter und Besitzer der privaten Höheren Mädchenschule von Moritz Katzenstein (44). Diese Schule entwickelte er zu einer Reformanstalt im Sinne der Kunsterziehungsbewegung. Den ästhetischen Fächern kam eine besondere Bedeutung zu, künstlerische Aufführungen und eine enge Verbindung von Elternhaus und Schule kennzeichneten das Profil dieser Schule. Die Anstalt stand Mädchen aller Konfessionen offen, ca. 20 Prozent der Schülerinnen stammten aus einem christlichen Elternhaus. Auch als Autor machte sich L. einen Namen. Seine eigene Symbiose von Deutschtum und Judentum schilderte er in seinem autobiographischen Roman Aus zwei Quellen, den er 1914 veröffentlichte. Seine erfolgreichste literarische Publikation war die von ihm herausgegebene Gedichtanthologie Vom goldenen Überfluss. Neben Lyrik veröffentlichte er Prosa, Dramen, Kinderliteratur und pädagogisches Schrifttum. Nach 1933 wurde sein literarisches Werk zunächst verdrängt, relativ bald dann vergessen. In besonderem Maße engagierte sich L. auch als Vermittler von Literatur und Kultur. Er war Gründungsmitglied der Literarischen Gesellschaft und aktives Mitglied der Lehrervereinigung zur Pflege der künstlerischen Bildung. Zu seinen engen Freunden gehörten bekannte Schriftsteller wie Richard Dehmel, Gustav Falke, Detlev von Liliencron und Otto Ernst. Als hingebungsvoller Pädagoge engagierte sich L. in den Vertretungen der Hamburger Lehrerschaft, nach 1918 auch im Lehrerrat und in der Lehrerkammer. Darüber hinaus trat er als Vertreter der Privatschulen auf. Aus der 1895 geschlossenen Ehe mit Jenny gingen drei Kinder hervor. Nach L.s Tod übernahm sein Sohn Ernst die Leitung der Schule, doch zwangen ihn wirtschaftliche Gründe 1931 zur Schließung der Anstalt. In der Johnsallee befindet sich heute eine Erinnerungstafel am letzten Gebäude der Loewenberg-Schule. Seit 1952 gibt es im Stadtteil Iserbrook eine nach L. benannte Straße.