Rosales, Jacob

(auch: a. Imanuel (Manuel) Bocarro Francês; b. Jacob Hebraeus), Kaufmann, Astronom/Astrologe und Schriftsteller, geb. vor 1593 Lissabon, gest. nach 1662 Italien

Der aus einer angesehenen kryptojüdischen Arztfamilie stammende R. studierte nach dem Besuch des Jesuitenkollegs Medizin, Physik, Astronomie und Mathematik in Alcalá de Henares, Montpellier und Coimbra. In seinem 1624 veröffentlichten gelehrten Gesang Anacephaleoses da monarchia Luzitana feierte er die glorreiche Vergangenheit Portugals und sagte die Wiederherstellung und großartige Zukunft des portugiesischen Weltreiches voraus, was die Aufmerksamkeit der spanischen Inquisition erregte. Nach kurzem Gefängnisaufenthalt floh R. nach Rom, wo er 1626 den vierten Teil dieses Buches veröffentlichte, für das Galileo Galilei ein Vorwort verfasste. Mit dieser Schrift gab sich R. als Anhänger der politisch-literarischen Richtung des Sebastianismus zu erkennen, in dem jüdischer und christlicher Messianismus zusammentrafen. 1631 ließ er sich in Hamburg nieder, wo Mitglieder seiner weit verzweigten Familie offen als Juden lebten. Im Juni 1641 wurde er vom deutschen Kaiser Ferdinand III. wegen seiner Verdienste um die wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit zwischen Spanien und Deutschland mit der Würde des »kleinen Palatinats« sowie mit einem Freibrief ausgezeichnet, der ihn und seine Nachkommen »vom Makel der jüdischen Abstammung« befreite. 1645 wurde R. Spaniens Vertreter in Hamburg. 1652 unterzeichnete er die Gründungsvereinbarung der Portugiesisch-Jüdischen Gemeinde Bet Israel. Als ihn die spanische Regierung nicht mehr bezahlte und er zahlungsunfähig wurde, ließ er sich in Italien nieder. 1662 berief ihn die Herzogin Strozzi nach Florenz, doch verstarb R. auf dem Weg dorthin.

Michael Studemund-Halévy