Nathan, Nathan Max

Gemeindesyndikus, geb. 15.7.1879 Emmerich, gest. vermutlich Oktober 1944 Auschwitz

Nach dem Studium der Philosophie und der orientalischen Wissenschaften an den Universitäten Bonn und Berlin, dem Besuch der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums erlangte N. sowohl das Rabbinatsdiplom als auch das philosophische Doktorat (Straßburg). Der wissenschaftlichen Arbeit besonders zugetan, war N. seit 1906 Sekretär der Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft des Judentums in Berlin, zugleich tätig am Gesamtarchiv der Juden in Deutschland sowie als Religionslehrer und Rabbinatsvertreter. Die Deutsch-Israelitische Gemeinde in Hamburg berief ihn, der keine juristische Ausbildung genossen hatte, 1912 gleichwohl zu ihrem einzigen Syndikus. Die ihm übertragene Aufgabe nahm N. in den kommenden Jahrzehnten wahr, dabei seine Vorliebe für wissenschaftlich literarische Arbeit nicht aufgebend. Zahlreiche jüdische Hamburgensien hat N. verfasst oder herausgegeben. In der Gemeinde galt sein besonderes Interesse der Arbeit des Jugendamtes der Gemeinde, das er 1921 mitbegründet hatte, und der redaktionellen Tätigkeit am Gemeindeblatt ( Zeitungswesen), dessen Herausgeber er seit 1925 bis zu dessen Verbot 1938 war. Vielfach übernahm er Rabbinervertretungen an der Neuen Dammtor Synagoge (47). N. war Mitglied, zumeist in führender Stellung, in vielen jüdischen Vereinen oder Institutionen, etwa in der Friedhofskommission der Chewra Kadischa ( Beerdigungswesen), der Gesellschaft für jüdische Volkskunde, der Jüdischen Mittelstandshilfe und der Franz-Rosenzweig-Gedächtnisstiftung. Seine Umsicht sicherte ihm das andauernde Vertrauen aller jüdischen Institutionen. Im Spannungsfeld unterschiedlicher religiöser Richtungen in der Gemeinde und während der finanziellen und personellen Umstrukturierung nach 1933 war und blieb N. der ruhende Pol der Gemeinde. Am 19. Juli 1942 wurden er und seine Frau Dora zunächst nach Theresienstadt und von dort am 23. Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert. Dort wird das Ehepaar sofort nach der Ankunft ermordet worden sein.

Ina Lorenz