Solmitz, Walter

Philosoph und Universitäts-Lehrer, geb. 19.1.1905 Braunschweig, gest. 23.8.1962 Brunswick Ma. (USA)

S., Sohn eines jüdischen Kaufmanns, besuchte ab 1914 das humanistische Gymnasium in Braunschweig. Die schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie und die nervliche Verfassung von S. führten ihn 1918 an die Odenwaldschule nach Oberhambach. Der tiefe Eindruck dieser Jahre, besonders sichtbar in der lebenslang nahen Verbindung zu dem Reformpädagogen Paul Geheeb und dessen Frau Edith, prägte S. und führte ihn zum Studium der Philosophie. Nach Etappen in Heidelberg und Berlin fand er in Ernst Cassirer an der Universität Hamburg seinen Lehrer und Doktorvater. Über Cassirer kam S. an die Kulturwissenschaftliche Bibliothek Warburg. Dort arbeitete er ab 1927 als studentischer, später als freier Mitarbeiter. Seine Gedächtnisrede für Aby Warburg verdeutlicht seine Nähe zu diesem Gelehrten. Nach 1933 leitete S. in Hamburg philosophische Arbeitsgemeinschaften der Franz-Rosenzweig-Gedächtnisstiftung bei dem Israelitischen Tempel in der Oberstraße (53). Seiner Frau Elly Reis war als Jüdin das Studium an der Hamburger Landeskunstschule am Lerchenfeld untersagt. 1936 zogen beide nach München. 1938, im Rahmen der Reichspogromnacht, wurde S. verhaftet und verbrachte vier Wochen im KZ Dachau. Dank der Einwirkung von Wissenschaftlern wie Fritz Saxl und Gertrud Bing gelang die Entlassung und 1939 die Emigration des Ehepaars nach London, wo S. einen Bericht über Dachau verfasste. Nach Übersiedlung in die USA 1940 und dem Abschluss des M. A. an der Harvard University unterrichtete S. ab 1943 Deutsch. 1946 wechselte er an das Bowdoin College in Brunswick (Maine). S. lehrte dort Deutsch und Literatur, später sein eigentliches Fach Philosophie. Seine gesundheitliche Disposition führte immer wieder zu Lebenskrisen. 1962 nahm sich S. das Leben.

Hans-Michael Schäfer