Henle, Paul
(auch: William), Bildhauer und Maler, geb. 20.3.1887 Hamburg, gest. 12.9.1962 Ibiza
H., Sohn des Oberkantors → Moriz Henle am Israelitischen → Tempel in Hamburg, genoss zunächst eine Musiker-Ausbildung. Ab 1906 erhielt er Privatunterricht in Malerei, im selben Jahr begann er ein Studium der Bildhauerei an der Lewin-Funcke-Schule in Berlin, das er 1908 bis 1910 an der Münchner Akademie fortsetzte. Daran schlossen sich bis 1913 Studienaufenthalte in Rom und Florenz an. Nach dem Ersten Weltkrieg, in dem er an der Westfront kämpfte, schloss sich H. kurzzeitig der Hamburgischen Sezession an und trat auch dem Deutschen Künstlerbund bei. Nach einem dreijährigen Italienaufenthalt kehrte H. 1926 nach Hamburg zurück, wo die Kunsthalle einzelne seiner Werke erwarb. H., der sich seit 1929 besonders auf Kinderporträts spezialisierte, darüber hinaus aber stets auch Landschaftsbilder anfertigte, stellte in seinen Gemälden ein außerordentliches Gespür für feine Formen und zarte Umrisse unter Beweis. Seine Porträtbüsten zeichneten sich durch Ähnlichkeit und Formstrenge aus. Ein begeisterter Anhänger von Aristide Maillol, gestaltete H. häufig knabenhafte Mädchenkörper nach antikem oder Renaissance-Vorbild. Nach 1933 wurde er aus der Hamburgischen Künstlerschaft sowie der Reichskulturkammer ausgeschlossen. Zudem wurde ein Gemälde H.s als »Entartete Kunst« in der Hamburger Kunsthalle beschlagnahmt. H., der sich seit 1935 im → Jüdischen Kulturbund engagierte, emigrierte 1939 gemeinsam mit seiner Frau, der Weberin Margarete Brix, nach London (→ Emigration). Hier trat er dem Freien Deutschen Kulturbund bei und verdingte sich als Bildrestaurator am Courtauld-Institute London. Zudem beteiligte er sich an der Webarbeit seiner Frau, die sie in eleganten Geschäften absetzte. Nach 1945 kehrte das Ehepaar H. zweimal zu Besuchen nach Hamburg zurück. H. kam bei einem Bade-Unfall vor Ibiza ums Leben.