Zionismus

Die jüdische Nationalbewegung des Z. entstand Ende des 19. Jahrhunderts. Ihr Ziel war, durch eine geistige und kulturelle Wiederbelebung des Judentums die Voraussetzungen für die Errichtung eines jüdischen Staates in Palästina zu schaffen.

In Deutschland gründete sich 1897 die Zionistische Vereinigung für Deutschland (ZVfD), die – im Gegensatz zu den im Misrachi vereinigten religiösen Zionisten – einen säkularen jüdischen Staat anstrebte. Vermutlich im Frühjahr 1898 bildete sich in Hamburg und Altona unter Gustav G. Cohen eine Ortsgruppe der ZVfD. Diese blieb zunächst eine bedeutungslose innerjüdische Gruppierung. Als 1909 der IX. Zionistische Weltkongress in Hamburg tagte, lehnten die jüdischen Gemeinden in Altona ( HIG) und Hamburg ( DIG) in Hinblick auf ein »deutsches« Grundverständnis jede organisatorische Zusammenarbeit ab. Nicht zuletzt aufgrund der Balfour-Deklaration von 1917 änderte sich diese Haltung nach dem Ersten Weltkrieg. In den Wahlen zum Repräsentanten-Kollegium konnten die Zionisten zunehmend ihren Einfluss in der Hamburger Gemeinde steigern. Für die Zeit der Weimarer Republik hatten sie einen Stimmanteil von etwa 20 Prozent. Der Z. konnte durch eine Vielzahl von Jugend-, Wander- (Blau-Weiß) und Turngruppen (Bar Kochba) ( Jugendbewegung, Sportvereine), durch literarische Vereinigungen und Arbeitsgruppen für die hebräische Sprache und durch eine Frauengruppe (1905 gegründet) breite Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Vielfach wurden alle diese Aktivitäten als Kulturzionismus bezeichnet, da die tatsächliche Auswanderung nach Palästina nur selten erfolgte. Durch das nationalsozialistische Regime sahen sich die Hamburger Zionisten in ihren Zielen bestärkt. Sie förderten die Auswanderung ( Emigration), unter anderem durch Sprachschulung (Sprachschule Ivria), durch Berufsumschichtung ( Hachschara) und durch Geldsammlungen. Im Jahr 1937 waren ca. 1.000 Mitglieder in der Hamburger ZVfD in 17 Untergruppen organisiert. Das entsprach etwa 15 Prozent der zu diesem Zeitpunkt in Hamburg lebenden Juden. In den Gremien der Gemeinde, vor allem im Vorstand und im Repräsentanten-Kollegium, gewannen die Zionisten erheblichen Einfluss. Nach dem Novemberpogrom löste die Gestapo am 13. November 1938 die Zionistische Vereinigung auf. Die Unterstützung für Auswanderer nach Palästina konnte allerdings noch etwa bis zum Sommer 1941 fortgeführt werden, auch weil die Zielsetzung der zionistischen Politik hinsichtlich einer forcierten Auswanderung weitgehend mit den Vorstellungen der nationalsozialistischen Machthaber übereinstimmte.

Ina Lorenz