Gerson, Hans und Oskar
Hans, Architekt, geb. 19.3.1881 Magdeburg, gest. 14.10.1931 Hamburg;
Oskar, Architekt, geb. 11.7.1886 Magdeburg, gest. 25.12.1966 Berkeley (USA)
Die Eltern der beiden Brüder, Ernst und Bertha Gerson, geb. Reichmann, übersiedelten 1887 von Magdeburg nach Hamburg, wo der Vater als Kaffee- und Zuckermakler tätig war. Die Söhne studierten in München Architektur, um dann 1907 in Altona ein gemeinsames Atelier zu eröffnen, das von Anfang an erfolgreich war. Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs entstanden 20 Privat- und Landhäuser für die großbürgerlich-hanseatische Kaufmannschaft. Anfang der zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts wurde das Büro Hans und Oskar G. durch Veröffentlichungen besonders über ihre großen Hamburger Kontorhausbauten auch international bekannt. In der Weimarer Republik waren die Brüder neben Fritz Höger die maßgebenden Vertreter der so genannten Hamburger Schule der neuen Backstein-Bau-Kultur. Dazu zählten für Hamburg wichtige Kontorhausbauten wie Thaliahof, Ballinhaus (1938 umbenannt in Messberghof) und der zusammen mit Höger gebaute Sprinkenhof. Daneben errichteten sie in den zwanziger Jahren zahlreiche gutbürgerliche Wohnblocks, zumeist in Hamburg-Eppendorf gelegen. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 traf Oskar G. zusammen mit dem jüngeren Bruder Ernst, der inzwischen ebenfalls in die Firma eingetreten war, als »nichtarische Architekten« das Berufsverbot. Hans G. war zuvor im Alter von 50 Jahren gestorben. Der Bund Deutscher Architekten schloss »die G.s« im Oktober 1933 aus. Das Architekturbüro durfte nur noch die wenigen Aufträge jüdischer Bauherren übernehmen. Eines der letzten Bauvorhaben war 1937 der Umbau der Hartungstraße 9-11 (92) für den → Jüdischen Kulturbund (heute Hamburger Kammerspiele). Die Familie Ernst G. wanderte 1933 nach Sofia und von dort 1939 nach Neuseeland aus. Die Familie Oskar G. emigrierte Anfang 1939 zunächst nach London, später in die USA (→ Emigration). Erst 1944 konnte G. seinen früheren Beruf als Architekt wieder ausüben; viele seiner neuen Bauherren waren aus Deutschland geflüchtete Juden.