Goral-Sternheim, Arie
Maler, Schriftsteller und Publizist, geb. 16.10. 1909 Rheda, gest. 23.4.1996 Hamburg
G.-S.ist im jüngeren Gedächtnis der Stadt als ruheloser Aktivist in Erinnerung, der zahlreiche Protestinitiativen entwickelte und an das vernichtete jüdische Hamburg erinnerte. Weniger bekannt ist, dass er vor seiner Rückkehr nach Deutschland bereits eine Jahrzehnte umfassende publizistische und erzieherische Tätigkeit entfaltet hatte, die ihn als einen Exponenten der jüdischen → Jugendbewegung seit den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts kennzeichnet. 1921 trat G.-S. dem Wanderbund Blau Weiß bei. Zeitweilig war er leitend im Brith Habonim tätig, dessen Ziel die handwerkliche oder landwirtschaftliche Vorbereitung der Jugend für die Auswanderung nach Palästina war. 1928 bis 1932 absolvierte er selbst eine solche landwirtschaftliche Lehre im »Kibbuz Cherut« bei Hameln. 1933 floh er zunächst nach Frankreich, noch im darauf folgenden Jahr emigrierte er nach Palästina (→ Emigration). Er arbeitete im Kibbuz Giwat Brenner, ging dann nach Jerusalem und gehörte dem Kreis um die Dichterin Else Lasker-Schüler an. Er veröffentlichte rund zehn Lyrikbändchen. Nach seiner Teilnahme am Unabhängigkeitskrieg von 1948 richtete G.-S. Kindermalstudios ein, in denen er u. a. kriegstraumatisierte Kinder zur Verarbeitung ihrer Erlebnisse anregte. 1950 reiste er nach Italien, um in Florenz Malerei zu studieren. 1953 kehrte er nach Deutschland zurück. Hier entfaltete er eine reichhaltige malerische Tätigkeit, die in Ausstellungen in Deutschland, England und Italien ihren Niederschlag fand. Seit den sechziger Jahren betrieb er mit großer Verve zahlreiche Protestinitiativen gegen restaurative und antisemitische Tendenzen. G.-S.s »Intergalerie« war in den siebziger Jahren als Kunst- und Diskussionsforum prägend für viele junge Intellektuelle der Stadt. Hamburg würdigte ihn 1982 durch die Verleihung der Biermann-Ratjen-Medaille.