Michaelis, Herbert
Rechtsanwalt und Widerstandskämpfer, geb. 3.9.1898 Hamburg, gest. 14.6.1939 Berlin
M., Sohn eines Börsenvertreters, besuchte die → Talmud Tora Realschule und die Oberrealschule in Eimsbüttel, an der er 1916 das Abitur ablegte. Von Juni 1917 bis August 1918 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. Anschließend absolvierte er eine juristische Ausbildung und ließ sich 1928 als Rechtsanwalt in Hamburg nieder. Im Mai 1933 wurde ihm die Zulassung als Rechtsanwalt wegen seiner jüdischen Herkunft entzogen. Nachdem er den Nachweis geführt hatte, dass er »Frontkämpfer« gewesen war, wurde die Rücknahme der Zulassung auf kommunistische Betätigung gestützt: M. war seit 1924 Mitglied der KPD und hatte von 1928 bis 1930 im Auftrag der kommunistischen Hamburger Volkszeitung juristische Sprechstunden abgehalten. Von Mai 1933 bis September 1935 verbüßte M. eine Gefängnisstrafe wegen Betruges in Lübeck. Hier lernte er den Eisendreher Bruno Rieboldt und den Schlosser Dagobert Biermann kennen. Nach ihrer Haftentlassung trafen sie sich in Hamburg wieder. Rieboldt und Biermann hatten aus ihrer Arbeit bei Hamburger Werften Kenntnisse über den Bau von Flugzeugmotoren und Kriegsschiffen sowie über Waffenlieferungen an das Franco-Regime im Spanischen Bürgerkrieg. Mit Hilfe der Kontakte, über die M. zu KPD-Mitgliedern in der Schweiz verfügte, sollte das Ausland über die deutsche Aufrüstung und militärische Unterstützung Francos unterrichtet werden. Ende März 1937 wurde die Gruppe verhaftet. Durch Urteil des Volksgerichtshofs wurde M. wegen Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens im März 1939 zum Tode verurteilt und drei Monate später in Berlin-Plötzensee hingerichtet.