Nathan, Samson Philip

Pädagoge und Rabbiner, geb. 13.1.1820 Hamburg, gest. 31.10.1905 Hamburg

N., von 1848 bis 1905 Lehrer an der Talmud Tora Schule in Hamburg, verkörperte in seiner Persönlichkeit wie kaum ein anderer das Prinzip »Tora im Derech Eretz«, d. h. die Verbindung von streng traditionellem Judentum und allgemeiner Kultur. Der Sohn des Lehrers und Waisenvaters P. S. Nathan besuchte die Israelitische Armenschule (40) der Talmud Tora, die unter der Leitung des Oberrabbiners Isaak Bernays reformiert worden war und neben jüdischen Disziplinen Deutsch und weltliche Wissenschaften vermittelte. Bei Bernays widmete sich der junge N. talmudischen Studien. 1840 bestand er das Abitur an der Gelehrtenschule des Johanneums und setzte seine Studien am Akademischen Gymnasium fort. Von 1843 bis 1845 studierte er in Würzburg und Berlin u. a. Philosophie und promovierte 1845 in Jena mit einer Dissertation über den Propheten Habakuk. 1848 wurde ihm die Rabbinatsapprobation erteilt – doch statt Rabbiner zu werden, kehrte er als Lehrer an seine Schule in Hamburg zurück. Dort unterrichtete er neben jüdischen Wissenschaften vor allem Rechnen und Mathematik. Mehrmals wöchentlich hielt er Vorträge in jüdischen Lernvereinen. Nach dem Tode des Oberrabbiners Anschel Stern 1888 führte er eineinhalb Jahre lang die Rabbinatsgeschäfte ( Rabbinat) und wurde danach Stellvertreter des neuen Oberrabbiners Markus Hirsch. N. war ein Gelehrter von hohem Rang. Seine Schüler lernten ihn als strenggläubigen Juden, von deutscher Kultur geprägten Deutschen und Hamburger kennen, der seine Heimatstadt liebte und besonders gern Plattdeutsch sprach. Sein Vorbild blieb in mehreren Schülergenerationen lebendig und wirkte auch nach seinem Tod in der Deutsch-Israelitischen Gemeinde in Hamburg fort.

Ursula Randt