Enoch, Samuel David

Rabbiner, geb. 8.10.1814 Hamburg, gest. 30.12.1876 Fulda

E. besuchte das Hamburger Johanneum und erhielt zugleich Privatunterricht bei dem religiösen Oberhaupt der Hamburger Juden, Isaac Bernays. Seit 1830 studierte er vier Semester an der Würzburger Universität sowie an der Talmudhochschule des dortigen Oberrabbiners Abraham Bing. Nach Hamburg zurückgekehrt, wurde er 1835 von der Universität Erlangen promoviert. Weitere rabbinische Studien in Hildesheim und Kassel schlossen sich an, bis er 1839 die Leitung der Armenschule Talmud Tora in Altona übernahm. Zudem gründete er auch eine private israelitische Bürgerschule, in der die Kinder beiderlei Geschlechts neben jüdischen Kenntnissen auch eine allgemeine Bildung erwerben konnten und auf den höheren Schulbesuch vorbereitet wurden. Befürwortete er einerseits eine Annäherung der deutschen Juden an die europäische Kultur, so blieb er doch andererseits zeitlebens ein strikter Gegner religiöser Reformen. Um dem gesetzestreuen Judentum eine öffentliche Stimme zu verschaffen, gab er seit 1845 (bis 1854) die erste orthodoxe, deutschsprachige Wochenschrift Der Treue Zions-Wächter heraus, die mit einer hebräischen Beilage erschien ( Zeitungswesen). 1855 wurde E. als Provinzialrabbiner nach Fulda berufen, wo er weiterhin einen strengen Traditionalismus verfocht. 1870 gehörte E. zu den Mitbegründern der Zeitschrift Jüdische Presse, die sich ebenfalls als Sprachrohr einer modernen jüdischen Orthodoxie verstand.

Andreas Brämer