Cohen, Gustav Gabriel

Kaufmann und Zionist, geb. 17.2.1830 Hamburg, gest. 10.12.1906 Hamburg

C. ging mit 18 Jahren als Kaufmann nach Südafrika und wurde englischer Staatsbürger. 1869 übersiedelte er nach Manchester, 1879 kehrte er als Privatier nach Hamburg zurück. Die Lektüre von George Eliots Roman Daniel Deronda (1876 erschienen), der für einen jüdischen Staat in Palästina eintritt, inspirierte C. zu eigenen Überlegungen zur politischen Situation des europäischen Judentums. 1881 begann C. mit seinen Aufzeichnungen über Die Judenfrage und die Zukunft, deren erster Teil im Laufe der achtziger Jahre verfasst wurde. 1891 arbeitete C. im Hamburger Comité zur Hilfe der aus Russland geflüchteten Juden mit. Über diese Erfahrungen berichtete er dann im zweiten Teil der Judenfrage, die 1891 erstmals als Privatdruck erschien. C. schrieb 1897 nach seiner Bekanntschaft mit Theodor Herzl ein Nachwort für seine Broschüre und veröffentlichte sie ein zweites Mal als Privatdruck. Seine Vision eines politisch selbstbestimmten jüdischen Volkes, seine ungeschminkte Darstellung des Pogromelends der osteuropäischen Juden sowie seine drastische Schilderung der Assimilationsbestrebungen seiner jüdischen Zeitgenossen legen ein eindrucksvolles Zeugnis von der geistigen Vitalität des Frühzionismus ab. 1899 gehörte C. zu den Mitbegründern der Zionistischen Ortsgruppe in Hamburg-Altona ( Zionismus), deren Ehrenpräsident er später wurde. Die zweite von C. als Privatdruck veröffentlichte Schrift Drei Stadien, 1885 geschrieben und 1906 gedruckt, ist eine Erzählung in Briefform, die die allmähliche Abwendung einer Familie von ihrem Judentum und die Assimilation an die deutsche und christliche Welt schildert. Sie bildet eine Illustration der Kritikpunkte am deutschen Judentum, die Cohen in der Judenfrage bereits vorgebracht hatte.

Daniel Hoffmann