Gesellschaft für jüdische Volkskunde

Gesellschaft für jüdische Volkskunde

Auf Initiative der Henry Jones-Loge ( Logenwesen) wurde im Februar 1898 die G. gegründet. Sie sollte ein »Museum für jüdische Volkskunde« sowie ein Archiv und eine Bibliothek einrichten. Der Gesellschaft gehörten bald mehr als 300, zum Teil prominente Mitglieder aus allen Teilen Europas an. Geschäftsstelle, Museum, Bibliothek und Archiv waren seit Januar 1904 im neu errichteten Logenheim in der Hartungstraße (92) untergebracht, wo sich in der Folgezeit ein reges Vereinsleben mit Vorträgen und Sonderausstellungen entwickelte.

Max Grunwald gab von 1898 bis 1929 die Mitteilungen der G. heraus, Paul Rieger (1870-1939) hatte den Vorsitz inne. Der Umfang der Sammlungen erlaubte es der G., große Ausstellungen über die Geschichte und Kultur des Judentums in Berlin und Kopenhagen oder die Internationale Hygiene-Ausstellung 1911 in Dresden mit Leihgaben zu bestücken. In Hamburg selbst war die Platz- und Ausstellungssituation des »Museums für jüdische Volkskunde« dagegen beschränkt. 1913 stellte dann das Museum für Völkerkunde dem Museum der G. einen eigenen Raum zur Verfügung. Die G. existierte auch nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten zunächst weiter. Noch im August 1934 wurde ein neuer Vorstand gewählt. 1934 waren allerdings auf Intervention der SS die in den Räumen des Völkerkundemuseums aufgestellten Objekte entfernt worden. 1938 dann waren die Tage der G. unwiderruflich gezählt. Später kam in Israel zur Vollendung, was in Hamburg begonnen hatte, in Europa jedoch nie verwirklicht werden konnte: Die jüdische Volkskunde ist dort als Lehrfach an den Universitäten Jerusalem, Be’er Sheva und Haifa vertreten.

Christoph Daxelmüller