Laub, Gabriel

Journalist und Schriftsteller, geb. 24.10.1928 Bochnia (Polen), gest. 3.2.1998 Hamburg

L. durchlebte ein typisches jüdisches Schicksal im 20. Jahrhundert. 1939 vor den Deutschen aus Polen nach Russland geflohen, nach Kriegsende Abitur in Krakau und Studium in Prag, wo er 20 Jahre als Journalist und Schriftsteller lebte, bis er 1968 während des »Prager Frühlings« vor den Russen zu den Deutschen emigrierte. L. lernte und beherrschte in kurzer Zeit Deutsch und setzte seine schriftstellerische Tätigkeit hier bald fort. In der Wochenzeitschrift Die Zeit fand er ein erstes Forum. Damit öffneten sich ihm nicht nur die deutschen Leserherzen, sondern auch die Verlagstore. Seine Klugheit, sein mit großer Weisheit gepaarter Humor und seine menschenfreundliche Art spiegeln sich in seinen Satiren und Aphorismen wider, die er in zahlreichen Büchern, Zeitungen und im Rundfunk veröffentlichte. Auch wenn Prag »eine Geliebte fürs Leben« blieb, wie er einmal schrieb, liebte er Hamburg nicht weniger und empfand seine schöne Eppendorfer Altbauwohnung als Heimat und Wohlfühlort. Hier lebte und schrieb der alleinerziehende Vater eines Sohnes, hier empfing er seine vielen Freunde und half denen, die wie er in der Fremde neu beginnen mussten. L. war Mitglied der Jüdischen Gemeinde in Hamburg. Auch wenn er kein praktizierender oder gläubiger Jude war, sein Fühlen und Denken war tief in jüdischer Kultur und Tradition verwurzelt. Der Segensspruch eines Rabbiners, über ihm als Kind gesprochen, begleitete ihn lebenslang: »Kein böser Mensch soll dir etwas Böses tun!« Daran glaubte er trotz wiederholter anonymer antisemitischer Drohungen in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Nur manchmal überlegte er traurig, ob er eines Tages vielleicht auch Deutschland wieder werde verlassen müssen. Sein letzter Wunsch, in Israel neben seinen Eltern und dem Bruder begraben zu werden, hängt wohl auch ein wenig damit zusammen.

Gerlind Fischer-Diehl