Jacobsen, Joseph

Musikpädagoge, geb. 24.11.1897 Hamburg, gest. 15.1.1943 London

J., der von 1923 bis 1939 an der Talmud Tora Schule in Hamburg unterrichtete, hat das Musikleben in der Schule und in den jüdischen Jugendbünden nachhaltig geprägt und bereichert. Schon als Kind fiel er durch seine musikalische Begabung auf. Nach dem Besuch der Talmud Tora Schule bestand er 1916 am Heinrich-Hertz-Realgymnasium das Abitur. Im Anschluss daran studierte er Musikwissenschaft, Französisch, Englisch und Hebräisch in München, Leipzig und Hamburg, wo er 1924 promovierte. Da es ihm als Dirigent nicht möglich gewesen wäre, die Schabbatruhe einzuhalten, verzichtete er auf diesen Berufswunsch. An der Talmud Tora Schule richtete er ein Schulorchester ein, in dem Schüler und Lehrer gemeinsam musizierten; auch eigene Kompositionen von J. wurden aufgeführt. Orchester und Schülerchor erreichten unter J.s Leitung ein ausgezeichnetes Niveau. Nach 1933 war es vor allem J. zu verdanken, dass die Musik zu einer Quelle geistigen Widerstands wurde. Gemeinsam mit seinem Berliner Kollegen Erwin Jospe stellte er 1935 das Liederbuch Hawa Nashira (»Auf! Laßt uns singen!«) zusammen, das deutsche, hebräische und jiddische Lieder enthielt. Es beweist tiefe Verbundenheit mit dem Judentum ebenso wie mit deutscher Kultur. Während des Novemberpogroms 1938 wurde J. verhaftet und elf Tage im KZ Oranienburg-Sachsenhausen gefangen gehalten. Im März 1939 emigrierte er mit seiner Frau und seinen vier Kindern nach England ( Emigration). An der Jewish Secondary School in London unterrichtete er jüdische Flüchtlingskinder aus Deutschland. Nach Kriegsbeginn wurde er monatelang als »enemy alien« auf der Isle of Man interniert; dort dirigierte er einen Chor und ein Orchester. Im Alter von 45 Jahren erlag J. einer schweren Krankheit.

Ursula Randt