Tuch, Ernst

Vereinsfunktionär und Zionist, geb. 11.4. 1872 Hamburg, gest. 29.12.1922 Hamburg

T., jüngstes Kind des Hamburger Kaufmannes Gustav Tuch, studierte in Berlin zunächst Philosophie und Staatswissenschaften, beschäftigte sich eingehend mit Kant, Schopenhauer und Stirner. Unter dem Einfluss der nationaljüdischen Bewegung ( Zionismus) nahm T. dann auch das Studium der orientalischen Wissenschaften auf, lernte Hebräisch sowie Arabisch und besuchte Vorlesungen an der Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums. Nach der Verheiratung mit seiner Jugendliebe Lieschen Lobatz nahm er 1900 in Berlin die Stelle als Generalsekretär des Vereins für Bodenkultur unter den deutschen Juden an. In der Berliner jüdischen Turnbewegung wurde er Vorsitzender des Vereins Bar Kochba, bis er 1905 in seine Heimatstadt zurückkehrte. Die Umgestaltung jüdischen Lebens durch produktive Arbeit und Körperertüchtigung bezeichnete ein Ideal, das T. am eigenen Leibe erproben wollte. Unterstützt von seinem Vater und gemeinsam mit seiner Frau begann er, einen landwirtschaftlich-gärtnerischen Betrieb aufzubauen – ein Unterfangen, das scheiterte. In den folgenden Jahren arbeitete T. als kaufmännischer Angestellter in Hamburg und Berlin. T. zögerte lange, sich offiziell dem Zionismus anzuschließen. Sein vereinspolitischer Weg war gekennzeichnet von stetem Ringen um Gemeinsamkeit und Integration, besonders in der innerjüdischen Turndebatte. So hatte er sich vergebens bemüht, die Hamburger (»deutschjüdische«) Turnerschaft von 1902 in die Gründung eines überregionalen Dachverbandes einzubeziehen. Unter seiner Führung konstituierte sich der Hamburger Bar Kochba ( Sportvereine) Ende März 1910 erst, als diese Verhandlungen gescheitert waren. Mit ihm als Ehrenvorsitzenden entfaltete der Hamburger Bar Kochba sodann umfangreiche sportliche Initiativen. Im Alter von 51 Jahren erlag T. den Folgen einer schweren Erkrankung.

Erika Hirsch