Biow, Hermann

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Daguerreotypist, Pionier der künstlerischen Fotografie und der fotografischen Reportage, geb. um 1804 Breslau, gest. 20.2.1850 Dresden

Der Sohn des schlesischen Malers Raphael Biow siedelte 1836 nach Hamburg über, betätigte sich als Maler, Lithograph und Schriftsteller und erlernte die Technik des Daguerreotypierens, der 1837 erfundenen Fotografie durch ein Verfahren zur Herstellung von Lichtbildern auf Metallplatten. Im Unterschied zu Rudolph Koppel, dem 1839 als erstem in Hamburg die Anfertigung einer Daguerreotypie gelungen war, nutzte B. die Erfindung der Fotografie beruflich und eröffnete 1841 in Altona das erste Fotoatelier im Hamburger Raum. Seine Aufnahmen, oft in einem ungewöhnlich großen Plattenformat, gehören zu den schönsten und wertvollsten Bildern aus der Pionierzeit der Fotografie. Nach dem Großen Brand von 1842 fertigte B. 46 Daguerreotypien der Ruinenlandschaft an; die Bildserie gilt weltweit als die erste fotografische Reportage. Außenaufnahmen gehörten auch weiterhin zu seinem Betätigungsfeld; so fotografierte er 1846 die Grundsteinlegung der St. Nikolaikirche. Im Atelier verzichtete B. im Unterschied zur Konkurrenz auf jegliche Staffage, um die Persönlichkeit der Porträtierten deutlicher hervortreten zu lassen. Für seine Sammlung von Aufnahmen berühmter Personen ließen sich prominente Zeitgenossen wie Franz Liszt und Wilhelm von Humboldt von B. ablichten. 1849 erschien sein Tafelwerk mit den Porträts von Mitgliedern der Frankfurter Nationalversammlung. B.s Kontroverse mit dem Satiriker Moritz Gottlieb Saphir führte zur ersten Streitschrift in der Geschichte der Fotografie (Der Daguerreotypenkrieg in Hamburg). B. starb, bevor er die Arbeit an der Veröffentlichung seiner »Nationalgalerie« mit den Bildnissen berühmter Deutscher vollenden konnte.

Jürgen Sielemann