David, Fanny

Verwaltungsbeamtin, geb. 2.12.1892 Berlin, gest. 30.10.1944 Auschwitz

D. wurde als Tochter eines Kaufmannes in Berlin geboren. Die Familie siedelte später nach Altona über. D., die selbst in engen wirtschaftlichen Verhältnissen aufwuchs, engagierte sich in der praktischen und politischen Wohlfahrtsarbeit und trat in das 1921 gegründete Wohlfahrtsamt Hamburg ein. Im Sommer 1927 wurde sie zur Inspektorin ernannt und rückte zur stellvertretenden Leiterin einer örtlichen Dienststelle auf. Im November 1930 vertraute ihr die Behördenleitung die Führung der neuen Wohlfahrtsstelle in Barmbek-Nord an, einem Brennpunkt staatlicher Sozialpolitik. 1932 noch zur Oberinspektorin befördert, wurde D. wenige Monate nach der nationalsozialistischen Machtübernahme formlos entlassen. Sie arbeitete danach in der Deutsch-Israelitischen Gemeinde in Hamburg zunächst in der Beratungsstelle für jüdische Wirtschaftshilfe, später leitete sie die Abteilung Auswandererwirtschaftshilfe und war zugleich Stellvertreterin des Leiters der Hauptabteilung Fürsorgewesen, Alberto Jonas. Im Herbst 1939 übernahm sie die Arbeiten zur Zwangsüberleitung der gesamten öffentlichen Fürsorge für Juden auf den Jüdischen Religionsverband. Nach Auflösung aller jüdischen Organisationen wurden die letzten Angestellten des Jüdischen Religionsverbandes in Hamburg am 23. Juni 1943 nach Theresienstadt deportiert, darunter befanden sich auch D., ihre jüngere Schwester Irma Zancker sowie ihre seit 1929 verwitwete Mutter Martha. Nach Einsätzen in verschiedenen Arbeitskolonnen wurde D. in der jüdischen Lagerselbstverwaltung tätig. Die drei David-Frauen lebten unter erbärmlichen Verhältnissen zunächst in einer Art Hamburger Gemeinschaft, aus der sie herausgerissen wurden, als D. in den Prominentenstatus erhoben wurde. Im Herbst 1944 starb die asthmakranke Martha, vierzehn Tage später, am 28. Oktober 1944, wurden D. und ihre Schwester Irma nach Auschwitz deportiert und sofort ermordet. Im Jahre 1964 benannte der Hamburger Senat im Stadtteil Lohbrügge eine Straße nach D.

Uwe Lohalm