Mendel, Max

Kaufmann und Senator, geb. 19.5.1872 Hamburg, gest. 10.8.1942 Theresienstadt

Seinem Erfolg als Genossenschaftskaufmann verdankte es Mendel, dass ihn die SPD für zwei Perioden in den Hamburger Senat wählen ließ.

Die Familie Mendel war seit Ende des 18. Jahrhunderts in Hamburg ansässig. Der Vater Moritz (1837-1893) betrieb Großhandel mit Steinkohlen und Sackleinen. 1886 musste Max M. das Realgymnasium des Johanneums wegen einer schweren Krankheit mit bleibender Gehbehinderung verlassen. Sein älterer Bruder Joseph, ein Privatlehrer, unterrichtete ihn und machte ihn mit der sozialistischen Ideenwelt und mit sozialdemokratischen Persönlichkeiten bekannt. Neben der Kaufmannsarbeit in der väterlichen Firma studierte M. einige Semester Ökonomie und Sozialwissenschaft in Berlin. 1900 wurde er Mitglied und Schriftführer des Aufsichtsrates des Konsum-, Bau- und Sparvereins »Produktion«, in dessen Vorstand er 1909 berufen wurde. Die von der hamburgischen Bürgerschaft 1911 beschlossene Sondersteuer für Konsumgenossenschaften konterte M. durch die Gründung einer eigenen Handelsgesellschaft »Produktion« mit dem Verkauf an jedermann. Seit 1920 war M. leitender Geschäftsführer sowohl der Genossenschaft wie der Handelsgesellschaft, mit Verflechtungen zu kommunalen und gewerkschaftlichen Unternehmen. 1921 hatte die SPD ihn wegen seiner anerkannten Wirtschaftskompetenz in die Finanzdeputation und 1925 in den Senat entsandt. Die Deutschnationale Volkspartei bediente sich im Wahlkampf 1928 des antisemitischen Bildes vom Moloch »Produktion«. Wegen seiner gemeinwirtschaftlichen Aktivitäten wurde er zudem aus den eigenen Reihen angegriffen und Ende 1928 zur Aufgabe seiner Ämter in der »Produktion« veranlasst. 1929 trat er vorzeitig von seinem Senatorenamt zurück, zusammen mit Carl Cohn von der Deutschen Demokratischen Partei als damals letzte jüdische Senatoren. Die offenbar antisemitischen Gründe dafür sind bisher nicht aufgedeckt. Dem Verlust der Ämter folgte die politische Isolierung. 1942 wurde M. in das KZ Theresienstadt deportiert.

Ulrich Bauche