Cohn, Karl Johann

(auch: Carl) Kaufmann und Politiker, geb. 19.11.1857 Neustrelitz, gest. 7.5.1931 Hamburg

C., Sohn eines Rechtsanwaltes im mecklenburgischen Neustrelitz, gehörte neben Louis Gruenwaldt zu den ersten Juden, die in den Senat der Hansestadt gewählt wurden. 1877 war C. als Kaufmannslehrling in die Handelsfirma Lippert in Hamburg eingetreten. Im Rahmen seiner Ausbildung hatte er Reisen nach England, Schottland und Südafrika unternommen, bis er 1883 nach Hamburg zurückkehrte und hier eine eigene Firma »Arnold & Cohn« gründete, die zu einem der wichtigsten internationalen Handelsunternehmen Hamburgs aufstieg. Außer in der Firmenleitung war er zunächst auch als Handelsrichter tätig, später saß er auch im Aufsichtsrat der Hamburger Wasserwerke und der Hamburgischen Elektrizitätswerke. Ehrenamtlich engagierte sich C. u. a. im Armenkollegium der Stadt. Von 1913 bis 1927 war er Mitglied der Bürgerschaft, zunächst für die Vereinigten Liberalen, nach 1918 dann für die Deutsche Demokratische Partei (DDP). Im März 1921 wurde C. in den von Sozialdemokraten und DDP gestellten Senat gewählt. Als Präses der Finanzbehörde verwaltete er zusammen mit Staatsrat Leo Lippmann den Staatshaushalt. C. genoss bei allen Fraktionen der Bürgerschaft und in der Kaufmannschaft hohes Ansehen, auch weil er seine unternehmerischen Talente mit sozialem Engagement verband. 1929 wurde C. von seiner eigenen Fraktion zum Rückzug gezwungen, zum Teil auch deshalb, weil seine Finanzpolitik innerhalb des Senats in die Kritik geraten war. C. unterstützte in der Weimarer Republik den Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens und übernahm auch ehrenamtliche Aufgaben für die Deutsch-Israelitische Gemeinde, so beispielsweise 1925 als Mitglied einer Kommission für die Wahl eines neuen Oberrabbiners.

Kirsten Heinsohn