Josephsohn, Max
Gewerkschafter, geb. 29.1.1868 Grünthal bei Berlin, gest. 2.2.1938 Hamburg
Als Gewerkschaftsführer der sozialdemokratisch orientierten kaufmännischen Angestellten stand J. zwei Jahrzehnte unmittelbar im Kampf gegen Angriffe nationalistischer und antisemitischer Handlungsgehilfen.
J. besuchte bis zur Mittleren Reife das Wilhelm-Gymnasium in Eberswalde und schloss danach eine 4-jährige Kaufmannslehre ab. Als Angestellter war er dann in Lübeck und Hamburg beschäftigt. J. gehörte 1892 zu den Gründern des Hamburger Vereins der Handlungsgehilfen »Vorwärts«, in dem er 1894 den Vorsitz übernahm. Als »Josephsohn-Club« von den → Antisemiten in der Deutsch-sozialen Reformpartei diffamiert, bauten diese mit dem 1893 in Hamburg gegründeten Deutsch-nationalen Handlungsgehilfen-Verband einen aggressiven Gegner auf. In den heftigen Auseinandersetzungen zeigte sich J. als mutiger und gewandter Redner. Aufgrund seiner Initiative wurde 1897 in Leipzig der Zentralverband der Handlungsgehilfen und -gehilfinnen Deutschlands mit Sitz in Hamburg gegründet. Von 1902 bis 1911 stand J. an der Spitze des Verbandes. Auf dem Internationalen Sozialistenkongress 1904 in Amsterdam leitete er die Angestelltenkonferenz, die die Einrichtung einer Internationalen Auskunftsstelle in Hamburg beschloss. Wahrscheinlich wurde J. aufgrund seines ausgeprägten Internationalismus aus dem Verbandsvorstand abgewählt, denn auch der Leitungswechsel im Hamburger Ortsverband trug offenbar der zunehmenden nationalistischen Stimmung unter den Angestellten Rechnung. J. wurde 1911 zum Leiter der neu geschaffenen Verwaltungsabteilung in der Großeinkaufs-Gesellschaft Deutscher Konsumvereine in Hamburg berufen. 1933 schied er dort aus und verlebte seine letzten Jahre in Hamburg. Seine Angehörigen, darunter Ehefrau und Tochter, wurden Opfer der NS-Verfolgung.