Grunwald, Max
Rabbiner, Volkskundler, geb. 10.10.1871 Zabrze (von 1915 bis 1945: Hindenburg) / Oberschlesien, gest. 24.1.1953 Jerusalem
G. studierte Philosophie an der Breslauer Universität und besuchte dort zugleich das Jüdisch-Theologische Seminar. 1892 wurde er mit einer Arbeit über Spinoza promoviert. 1895 wurde er als Rabbiner an die neu gegründete, gemäßigt konservative → Neue Dammtor Synagoge (47) nach Hamburg berufen. 1898 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der → Gesellschaft für jüdische Volkskunde und gab seit diesem Jahr auch deren Mitteilungen heraus. Er legte ein Archiv sowie eine Fachbibliothek an und sammelte Objekte der jüdischen Volkskultur, ließ wichtige Objekte fotografieren und die Grabsteine des jüdischen → Friedhofs in Altona inventarisieren. Zugleich forschte und veröffentlichte er zur jüdischen Geschichte Hamburgs. Mit der Sammlung schufen G. und die Mitglieder der Gesellschaft den Grundstock für ein jüdisches Museum. Im Juni 1903 wurde G. als Rabbiner nach Wien in die Israelitische Kultusgemeinde berufen, 1913 wechselte er dort als Rabbiner an den Leopoldstädter Gemeindetempel. Er gab aber weiterhin die Mitteilungen der Gesellschaft heraus und blieb so Hamburg verbunden. Internationale Anerkennung fand G. 1911 durch die Einrichtung einer jüdischen Abteilung auf der Hygiene-Ausstellung in Dresden. 1915 rief er – dem → Zionismus nahe stehend – das Hilfskomittee für Palästina ins Leben. Er trat in den zwanziger Jahren besonders auch durch soziales Engagement hervor. Nicht zuletzt seine umfangreiche Forschungstätigkeit führte jedoch zu Missstimmungen im Wiener Gemeindevorstand und veranlasste G. 1930, als Rabbiner zurückzutreten. Nach dem »Anschluss« Österreichs an das Deutsche Reich 1938 emigrierte er nach Palästina und engagierte sich dort in verschiedenen Vereinigungen für die Erhaltung der jüdischen Kultur.