Warburg, Eric M.
Bankier, geb. 15.4.1900 Hamburg, gest. 9.7.1990 Hamburg
Der Lebensweg W.s war geprägt und überschattet von der Existenzvernichtung jüdischer Unternehmer unter nationalsozialistischer Herrschaft und einem schwierigen Neubeginn nach 1945. Nach Ausbildung zum Bankkaufmann in Berlin, Frankfurt, London und New York war der Sohn → Max M. Warburgs 1929 als Teilhaber in das väterliche Bankhaus eingetreten. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 und die → »Arisierung« der Bank 1938 beendeten jedoch seine Tätigkeit in Hamburg und zwangen ihn ins amerikanische Exil (→ Emigration), wo er das Bankhaus E. M. W. & Co. in New York gründete. Nach dem japanischen Überfall auf Pearl Harbor trat er in die amerikanische Armee ein, in deren Diensten er u. a. kriegsgefangene Offiziere und hohe Würdenträger des NS-Regimes wie Hermann Göring verhörte. 1956 kehrte er endgültig nach Hamburg zurück und trat im Oktober 1956 als persönlich haftender Gesellschafter in die frühere elterliche Firma – jetzt Brinckmann, Wirtz & Co. – ein, wo er sich vergeblich um eine Rückkehr zum alten Namen M. M. Warburg & Co. bemühte. Eine besondere Bedeutung erlangte W. als informeller Mentor der deutsch-amerikanischen Beziehungen. Er war mit dem amerikanischen Hochkommissar John McCloy persönlich befreundet, fungierte als Vorstandsmitglied des American Council for Germany und war an der Gründung der Atlantik-Brücke e.V. beteiligt, die noch heute einen »Eric M. Warburg-Preis« für besondere Verdienste um die deutsch-amerikanischen Beziehungen vergibt. Darüber hinaus setzte sich W. in zahllosen persönlichen Initiativen für die Entschädigung ehemaliger jüdischer Zwangsarbeiter durch deutsche Industrieunternehmen ein, die ohne sein Engagement nicht zustande gekommen wäre.