Panofsky, Erwin
Kunsthistoriker, geb. 30.3.1892 Hannover, gest. 14.3.1968 Princeton
1902 zog die Familie P. nach Berlin, wo Erwin 1910 am humanistischen Joachimsthaler Gymnasium sein Abitur ablegte. Nach Studien in Berlin, Freiburg und München wurde P. 1914 über die »theoretische Kunstlehre Albrecht Dürers« promoviert. 1920 habilitierte er sich in Hamburg mit Studien zum Werk Michelangelos. Dort sogleich aufgefordert, das Kunsthistorische Seminar der Universität aufzubauen, lehrte er ab 1926 als ordentlicher Professor. Von Beginn seiner Tätigkeit an ergab sich ein enger Kontakt zu dem Philosophen → Ernst Cassirer, der → Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg sowie zu deren späteren Direktor → Fritz Saxl, mit dem gemeinsam er 1923 die epochemachende Studie Dürers »Melencolia I« vorlegte, die die Grundlage für die 1964 zusammen mit Raymond Klibansky publizierte Arbeit Saturn and Melancholy darstellte. Recht bald sprach man von der aus Cassirer, P., → Aby Warburg und seinen Mitarbeitern bestehenden Hamburger Schule, die nach dem erklärten Willen von Warburg die »Fackel jüdischer Geistigkeit« weitergeben sollte. Nach der → Emigration 1933 lehrte P. von 1935 bis 1963 Kunstgeschichte an der »School of Historical Studies« in Princeton, danach hatte er bis zu seinem Tode die Samuel-Mosse-Professur an der New York University inne. Die Bedeutung P.s weist über die Kunstwissenschaft hinaus: Seine Methode der Ikonologie, die er als Gegensatz zur klassischen Ikonographie konzipierte, veränderte die Wahrnehmung von Bildern grundsätzlich. Denn die Beschäftigung »mit dem Kunstwerk als einem Symptom von etwas anderem, das sich in einer unabsehbaren Vielfalt anderer Symptome artikuliert«, erforderte eine selbständige »Interpretation« dieser Symptome. P. verstand die Ikonologie stets als flexiblen Rahmen, als welcher sie schnell über die Kunst der Renaissance hinaus zu dem wesentlichen Instrument von Kunstinterpretation überhaupt wurde.