Meyer-Gerstein, Senta
Publizistin, geb. 26.4.1905 Hamburg, gest. 18.3.1993 Port Orange (USA)
M., deren Eltern ein Flaggengeschäft mit einem Atelier für Handstickerei besaßen, besuchte zunächst die Israelitische Töchterschule in der Karolinenstraße und anschließend das Oberlyzeum (→ Schulwesen), wo sie erstmalig judenfeindliche Ausfälle erlebte. Um für ihr Judentum eintreten zu können, studierte sie an der Universität Hamburg Geschichte und Ethik des Judentums, allgemeine Geschichte, Philosophie, Literatur und Kunstgeschichte. Auf der Suche nach Bündnispartnern im Kampf gegen den → Antisemitismus nahm sie unter anderem Kontakt zu Franz Rosenzweig, Martin Buber und Leo Baeck auf, um zusammen das »jüdische Erbe« gegen den zunehmenden Judenhass einzusetzen. Zu diesem Zweck engagierte sie sich als Leiterin einer Arbeitsgemeinschaft zu »Deutsch-Jüdischen Grundfragen« in der Deutsch-Jüdischen-Jugend (D.J.J.), der Jugendorganisation des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens. Bereits früh erkannte sie die Gefahren des aufkommenden Nationalsozialismus und beriet alleinstehende Jugendliche in Fragen der → Emigration. Neben diesen innerjüdischen Aktivitäten versuchte sie durch Vorträge in nichtjüdischen Kreisen dem Antisemitismus entgegenzuwirken. Bald erweiterte M. ihr Forum, indem sie in zahlreichen jüdischen Zeitschriften publizierte. Seit 1936 betrieb M. für sich selbst und ihre Familie die Emigration in die USA. Nach der Übersiedlung arbeitete sie anfänglich als Näherin in einer Fabrik. Später kehrte sie zu den kunsthandwerklichen Wurzeln ihrer Familie zurück und begründete eine Firma für Modeschmuck. Ihrem Engagement in jüdischen Belangen blieb sie auch in den USA treu: So war sie für den National Council of Jewish Women tätig und begründete einen Arbeitskreis für jüdisch-christliche Verständigung. Für ihr Engagement erhielt M. in den USA zahlreiche Auszeichnungen.