Pollak, Egon
Dirigent, geb. 3.5.1879 Prag, gest. 14.6.1933 Prag
P. studierte zunächst Mathematik an der Technischen Hochschule in Darmstadt und in Göttingen, soll dann unter dem Einfluss seines Vaters das Interesse daran verloren haben und ließ sich vom Direktor des Prager Konservatoriums privat zum Dirigenten ausbilden. Seine erste Anstellung erhielt er 1901 als Chordirigent des Prager Landestheaters. 1905 wurde er erster Opernkapellmeister in Bremen, 1910 dann in Leipzig. Nach einem Engagement 1912 bis 1917 in Frankfurt a. M. kam er im August 1917 als musikalischer Oberleiter nach Hamburg an das Stadttheater (seit 1934 Staatsoper), das bis 1919 privatgesellschaftlich geführt wurde und nun staatliche Zuschüsse erhielt. 1919 wurde das Stadttheater auch in ein reines Musiktheater umgewandelt, 1922 wurde Pollak hier zum Generalmusikdirektor ernannt. Die zwanziger Jahre waren am Stadttheater geprägt durch wirtschaftliche Schwierigkeiten während der Inflationszeit, den Neubau des Bühnenhauses, bewährte Aufführungen, Neuinszenierungen und Gastspiele. P., der als Wagner-Spezialist galt, wurde besonders für die Inszenierung Die verkaufte Braut, Janáceks Jenufa (1926) und Wagners Ring des Nibelungen (1927) gelobt. Zusammen mit dem Leiter des Stadttheaters, → Leopold Sachse, ging es ihm um bewährte Qualität und Erneuerung im Programm. Die Weltwirtschaftskrise 1929 wie auch die Konkurrenz anderer Musikbühnen in Hamburg machten dem Stadttheater zu schaffen, die Besucherzahlen sanken. Nicht ohne Bitterkeit kehrte P. der Hansestadt den Rücken. Für die Saison 1931/32 ging er als Operndirektor nach Chicago und ließ sich anschließend wieder in seiner Heimatstadt Prag nieder.