Personen und Themen mit Z
Wenngleich Hamburg für den hebräischen → Buchdruck [2] eine gewisse Bedeutung besaß, spielte es in der Entwicklung des modernen jüdischen Pressewesens (etwa im Vergleich zu Berlin oder Leipzig) zunächst nur eine untergeordnete Rolle. Als erste periodische Publikationen sind zwei hebräische Kalender (Luchot) in Altona (1735-1814) und Hamburg (1784/85) belegt.
Das Erstlingsrecht der jüdischen Presse im engeren Sinne kommt dem hebräischen Zentralorgan der Berliner Haskala, ha-Me’assef (Der Sammler, 1783-1812), zu, das 1809/10 für ein halbes Jahr in der Altonaer Druckerei der Gebrüder Bonn erschien. Bis 1938 lassen sich für Hamburg und Altona mindestens 32 jüdische Zeitungen und Zeitschriften nachweisen, dazu 11 Kalender, Jahrbücher und Almanache. Eine erste Blüte erlebte das jüdische Pressewesen im Vormärz: 1832/33 gab → Gabriel Riesser [3] seine politische (Halb-) Monatsschrift Der Jude (1835 erneuert) im dänischen Altona heraus, um der deutschen Zensur zu entgehen. Eine Verschärfung der Zensur in Preußen und Sachsen in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts dürfte wiederum einige Herausgeber jüdischer Blätter bewogen haben, in die Freien Reichsstädte Frankfurt a. M. und Hamburg oder Altona auszuweichen. So fallen in die Zeit von 1845 bis 1848 vier Neugründungen, an erster Stelle Der treue Zions-Wächter, der von → Samuel J. Enoch [4] und → Jakob Ettlinger [5] im Juli 1845 als orthodoxes Gegengewicht zur bis dato reformorientierten jüdischen Presse gegründet wurde. Im April 1846 wurden Redaktion und Druck von Hamburg nach Altona verlegt. Das Hauptblatt wurde Ende Dezember 1854 eingestellt, das hebräische Literaturblatt Schomer Zijon ha-ne'eman noch bis Ende März 1856 (Nr. 222) weitergeführt. Neben dem obskuren Schriftchen Der kabbalistisch-bibelsche Occident (August 1845), das Simon L. Schwabacher zugeschrieben wird und vermutlich gegen den orthodoxen Rabbiner → Isaak Bernays [6] gerichtet war, sind für Hamburg noch zwei politische Zeitungsprojekte von Eduard Cohn zu nennen: Der Jude in Deutschlands Gegenwart (1846/47), das inoffizielle Organ der zuerst im Mai 1845 von → Anton Rée [7] und → Gotthold Salomon [8] begründeten »Gesellschaft für sociale und politische Interessen der Juden«, und Phönix (1847/48) als dessen Nachfolger. Er ging in den Wirren der Revolution von 1848 unter. Danach lassen sich bis 1890 lediglich der kurzlebige Israelitische Anzeiger (1881/82) von Michael L. Rodkinson, bzw. der Altona-Hamburger Israelitische Kalender (1877-1907), Salomon Goldschmidts Purim Almanach (1884-92/1906?) sowie der Neue Hamburger Israelitische Kalender (1889?) sicher nachweisen. Der eigentliche Beginn eines jüdischen Pressewesens in Hamburg fällt damit erst in die neunziger Jahre des 19. Jahrhunderts: 1890 verlegte Moritz Rahmer sein Israelitisches Predigt-Magazin (1874-95) kurzzeitig nach Hamburg, 1891/92 folgte Die Menorah von → Moses Max Deutschländer [9]. 1898 übernahm Deutschländer schließlich auch die Redaktion des Israelitischen Familienblattes (1898-1938) von → Max Lessmann [10], das durch seine unparteiische Berichterstattung und kommerzielle Vermarktung in ganz Deutschland Verbreitung fand. Als Hamburger Lokalausgabe diente das bereits 1897 begründete Hamburger Familienblatt für die israelitischen Gemeinden Hamburg, Altona, Wandsbek und Harburg, das allen Gemeindemitgliedern kostenlos zugestellt wurde. Hinzu kamen diverse Beilagen, u.a. die Jüdische Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, später ein eigener Kalender (1915-36), das illustrierte Beiblatt Aus alter und neuer Zeit (1924-35) und die Jugendbeilage Unser Familienblatt (1934-35). Von 1898 bis 1904 gab zudem → Max Grunwald [11] seine Mitteilungen der → Gesellschaft für jüdische Volkskunde [12](1898-1929) in Hamburg heraus.
Mit Ausnahme zweier zionistisch orientierter Organe, der Hamburger jüdischen Nachrichten (1913-22?) und der Jüdischen Jugendblätter (1919-26) des orthodoxen Jugendbundes »Esra« (→ Vereinswesen [14] / → Jugendbewegung [15]), kam es nach Weltkrieg und Inflation erst wieder 1924/25 zu einer Welle langlebiger Neugründungen: Mit geringem Umfang erschien seit 1925 das monatliche Gemeindeblatt der → Deutsch-Israelitischen Gemeinde [16] zu Hamburg, dazu ein eigener Israelitischer Kalender (1928-28), der als Beilage zum Jahrbuch für die jüdischen Gemeinden Schleswig-Holsteins und der Hansestädte (1929-37) fortgesetzt wurde. 1925 begründete Moritz Steinhardt die Jüdische Schulzeitung als Organ der jüdischen Lehrervereine, wie sich zeitgleich, als othodoxes Gegenstück der »Agudas Jisroel«, die Blätter des Keren Hatorah nachweisen lassen. 1926/27 folgten die zionistischen Bar Kochba-Blätter, das Mitteilungsblatt der Hamburger Zionistischen Vereinigung und Der jüdische Kantor als Organ des deutschen Kantorenverbandes. Ab 1928 verlegte auch das Hauptorgan der »Agudas Jisroel«, die Deutsche Israelitische Zeitung (gegr. 1884), ihren Sitz nach Hamburg. Unter nationalsozialistischer Herrschaft erlebten schließlich die Organe diverser jüdischer Jugend-, Gemeinde- und Hilfsorganisationen eine letzte Blüte: Ab 1933 erschienen die zionistischen Blätter ha-Ohel (1933-35?) der Jugendgemeinschaft »Habonim Noar Chaluzi« und Kolenu (1934) als Monatsblatt des »Brith Hanoar schel Zeïre Misrachi«. Neben dem Gemeindeblatt der → Deutsch-Israelitischen Gemeinde [16] gab der → Israelitische Tempelverband [17] ein eigenes Rundschreiben (1933-38) heraus, ab 1935 publizierte der → Jüdische Kulturbund [18] Hamburg seine Programme in periodischer Form (1936-38 unter dem Titel Monatsblätter des jüdischen Kulturbundes Hamburg), und auch der »Hilfsausschuss der Vereinigten jüdischen Organisationen Hamburgs« (→ Widerstand, jüdischer [19]) schuf sich mit Hilfe und Aufbau in Hamburg (um 1937?) noch ein eigenes Organ. Am 10. November 1938 wurden letztlich alle jüdischen Zeitungen und Zeitschriften verboten. [20]
Nach 1945 entwickelte sich Hamburg (in Nachfolge zu Berlin) schnell zum führenden Pressestandort in Deutschland. Das jüdische Pressewesen konnte dagegen an die Vorkriegstradition in keiner Weise anschließen, und so erschienen 8 der mindestens 10 zum Jahr 2009 nachweisbaren jüdischen Zeitungen und Zeitschriften im engeren Sinne erst nach den Umbrüchen von 1989/90. Während als zentrales Organ der befreiten Juden in der Britischen Besatzungszone bereits ab Juli 1945 die DP-Zeitung Unzer Sztyme/ Our Voice (1945-65) in Bergen-Belsen erschien, gab die Hamburger → Notgemeinschaft der durch die Nürnerberger Gesetze Betroffenen [21] ab 1948 ein monatliches Mitteilungsblatt (bis 1969?) heraus. Für gut vier Jahrzehnte sollte dieses neben der hebräischen Quartalsschrift he-Atid (1966-94) die einzige spezifisch jüdische Neugründung in Hamburg bleiben. Von christlicher Seite wandten sich hingegen gleich mehrere Blätter an ein jüdisches Publikum: zum einen die beiden Organe der Hamburger → Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit [22], Friede mit Israel (1952-63) und Im Gespräch (1991ff.); zum anderen offen judenmissionarische Periodika wie der Gemeinde-Rundbrief (1955-70?), der Nazareth-Gruß (1966-80?) und der Jerusalem-Brief (1974ff.) mit Schwerpunkt Israel (→ Judenmission [23]). Als internes Mitteilungsorgan der 1945 neu konstituierten → Jüdischen Gemeinde in Hamburg [24] lassen sich etwa ab 1980, neben dem vierjährigen Geschäftsbericht (1978-86), diverse Rundschreiben in loser Folge nachweisen, die jedoch erst seit 1990/97 in Form einer Gemeindezeitung unter dem Titel Hamburger Jüdische Stimme (1990-91) bzw. Jüdische Gemeinde in Hamburg (1997ff.) herausgegeben werden (letztere seit 2007 zweisprachig in Deutsch und Russisch). Daneben traten nach 1990 nun auch die Organe gemeindenaher Vereine und Einrichtungen: so das jüdische Journal MaZe (1994-95) des Vereins → Gedenk und Bildungsstätte Israelitische Töchterschule [25], u.a. in Verbindung mit dem → Verein ehemaliger Hamburger, Bremer und Lübecker in Israel [26]; Chawerin (1999-2000) als Zeitung der »B'nai B'rith Youth Organization Hamburg«; der elektronische Informationsdienst JONS (2007ff.) des Vereins »Jüdische Organisation Norddeutscher Studenten« (gegr. 1995); in jüngster Zeit auch Jüdisches Hamburg (2008ff.) des Vereins »Jüdisches Bildungszentrum Chabad Lubawitsch«; der JCS-Newsletter (2009ff.) an der Joseph-Carlebach-Schule Hamburg; oder die ATID-Nachrichten (2009ff.) als Initiative einiger Hamburger Gemeindemitglieder. Schließlich seinen noch einige geschichtswissenschaftliche bzw. judaistische Periodika erwähnt, die nach 1990 von Verlagen mit Sitz in Hamburg publiziert wurden: so ab 1998 die Zeitschrift Mnemosyne (1986ff.), die letzte Ausgabe des Jahrbuchs Menora (1990-2006) oder verschiedene Schriftenreihen, unter anderem des Hamburger → Instituts für die Geschichte der deutschen Juden [27].
[aktuelle Bestandsnachweise über die Zeitschriftendatenbank (ZDB) der Staatsbibliothek zu Berlin / Preußischer Kulturbesitz (www.zeitschriftendatenbank.de [28]) und über das Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland, Heidelberg (www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/ [29])]
1735–1814 | Lu’ach [Kalender] (hebr.), hrsg. Aron ben Elia Hakohen / Moses ben Mendel Bonn Halevi / Gebrüder Bonn, Jg. 5496 (1735/36) – 5575 (1814/15), Altona [ZDB-ID: 2472462-2]. |
1783–1812 | ha-Me’assef – Der Sammler (hebr. mit dt. Beilagen), hrsg. I. Euchel u. a., zuletzt (1808-12) Schalom ha-Kohen, Jg. I - X, Königsberg / Berlin [I - VI (1783-90)], Breslau [VII (1794-97)], Berlin [VIII (1808/09)], Altona [IX/ 1-2 (1809-10)], Dessau [IX/ 3 - 4 (1810) und X (1810-12)] [Mikrofiche-Ausgabe: Leiden, o. J.] [ZDB-ID: 552030-7, 552031-9 und 1130354-2]. |
1784–85? | Lu’ach [Kalender] (hebr.), hrsg. Leser und Nathan May, Jg. 5545 (1784/85) – 5546 (1785/86) [?], Hamburg [ZDB-ID: 2472494-4]. |
1806–07 | Gesammelte Actenstücke und öffentliche Verhandlungen über die Verbesserung der Juden in Frankreich, hrsg. Friedrich Alexander Bran, Bd. I – II (Nr. 1 – 8?), Hamburg [ZDB-ID: 1455749-6]. |
1826–27? | Sammlung der neuesten Predigten, gehalten in dem neuen Israelitischen Tempel zu Hamburg, hrsg. Eduard Kley / Gotthold Salomon, Jg. I – II, Hamburg [ZDB-ID: 2065131-4]. |
1832–33/35 | Der Jude. Periodische Blätter für Religion und Gewissens-Freiheit, ab Jg. III (1835): Der Jude, ein Journal für Gewissens-Freiheit [Beilage (Jg. III): Der Jude. Intelligenzblatt], hrsg. Gabriel Riesser, Jg. I – III, Altona [Mikrofilm-Ausgabe: New York (1985); Online-Ausgabe: Aachen: RWTH, 2000–06 (= Compact Memory. Internetarchiv jüdischer Periodika; www.compactmemory.de [30])] [ZDB-ID: 23724-3, 146347-0 und 2391768-4]. |
1845 | Der kabbalistisch-bibelsche Occident, hrsg. Simon Leon Schwabacher, Verlag: B. S. Berendsohn, Jg. I (1 Ausgabe), Hamburg [Mikrofilm-Ausgabe: New York, o. J. / Frederick/Md., o. J.] [ZDB-ID: 26038-1]. |
1845–54/56 |
Der treue Zions-Wächter. Organ zur Wahrung der Interessen des orthodoxen Judenthums, Red.: Samuel J. Enoch, Jg. I-X, Hamburg [I - II/ Nr. 13 (1845-46)], Altona [II/ Nr. 14 - X (1846-54)] [Mikrofilm-Ausgabe: Princeton 1974 / New York (1985); Online-Ausgabe: Aachen: RWTH, 2000–06 (= Compact Memory. Internetarchiv jüdischer Periodika; www.compactmemory.de [30])] [ZDB-ID: 961968-9 und 2241903-2].
Literaturbeilage (hebr.): Schomer Zijon ha-ne’eman, hrsg. Jacob Ettlinger, Bd. I – VI (Nr. 1 – 222) = Jg. II – [XII] (1846–56), Altona [ND: New York 1962/63; Mikrofiche-Ausgabe: Leiden 2000] [ZDB-ID: 961964-1]. |
1846–47 | Der Jude in Deutschlands Gegenwart, hrsg. Eduard Cohn, Jg. I-II, Hamburg [Online-Ausgabe (Jg. I/ Nr. 1–2): München: BSB, 2009 (Digitale Bibliothek, Münchener Digitalisierungszentrum; www.digitale-sammlungen.de [31])] [ZDB-ID: 2436401-0 und 2526725-5]. |
1847–48 | Phönix. Blätter der Gesellschaft für sociale und politische Interessen der Juden, hrsg. Eduard Cohn, Jg. I-II, Hamburg. |
1848–1916? | Finanzbericht der Jahre… Deutsch-Israelitische Gemeinde in Hamburg, Jg. 1848–60? [nachgewiesen], fortgesetzt als: Bericht der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburg, Jg. 1916? [nachgewiesen], Hamburg [ZDB-ID: 2383876-0 und 2384598-3]. |
1874–95 | Israelitisches Predigt-Magazin. Homiletische Monatsschrift, hrsg. Moritz Rahmer, Jg. I - XVI, Leipzig [I - XII (1874-85)], Hamburg [XIII (1890)], Magdeburg [XIV - XVII (1892-95)] [Mikrofilm-Ausgabe: New York 2001] [ZDB-ID: 1229907-8]. |
1877–1907 | Altona-Hamburger Israelitischer Kalender …, Jg. 5638 (1877/78) - 5668 (1907/08), Hamburg. |
1881–82 | Israelitischer Anzeiger, hrsg. Michael Levi Rodkinson, Jg. I (2 Monate), Hamburg. |
1884–1906? | Purim-Almanach, hrsg. Salomon Goldschmidt, Verlag: A. Goldschmidt, Bd. I (1884) – IV (1892) und V (1906) [?], Hamburg [ZDB-ID: 984833-2]. |
1884–1938 | Die Laubhütte. Israelitisches Familienblatt [wechselnde Untertitel], ab Jg. XVII (1900), Nr. 48 weitergeführt als Beilage zum Hauptblatt: Deutsche Israelitische Zeitung. Organ für die Gesamtinteressen des Judenthums, begr. Seligmann Meyer, Jg. I - LV, Regensburg [I - XLIV (1884-1927)], Hamburg / Regensburg [XLV - LV (1928-38)] [ZDB-ID: 561110-6 und 987563-3]. |
1889? | Neuer Hamburger Israelitischer Kalender auf das Jahr … nach Erschaffung der Welt, Jg. 5650 (1889/90), Hamburg [ZDB-ID: 2088043-1]. |
1891-92 | Die Menorah. Wochenschrift für Haus und Familie, ab Jg. I (1891), Nr. 4: Die Menorah. Deutsch-Israelitisches Familienblatt, hrsg. Moses Deutschländer, Jg. I - II, Hamburg. Beilage (Jg. I): Litteraturblatt der Menorah, hrsg. Isidor Hirsch, Nr. 1 - 8, Hamburg. |
1897–1938 | Hamburger Familienblatt für die israelitischen Gemeinden Hamburg, Altona, Wandsbek und Harburg, ab Jg. XXXVII (1935), Nr. 18: Hamburger Israelitisches Familienblatt. Ausgabe C, begr. Max Lessmann, Jg. I – XL [XLII?], Hamburg [u.a.] [ab Jg. II (1898/99) Hamburger Lokalausgabe zu Israelitisches Familienblatt (1898–1938)] [Mikrofilm-Ausgabe: Hamburg 1979] [ZDB-ID: 546793-7, 1406614-2 und 1406624-5]. |
1898–1929 | Mitteilungen der → Gesellschaft für jüdische Volkskunde, ab Jg. VIII (1905): Mitteilungen zur jüdischen Volkskunde [wechselnde Untertitel], Jg. XXV - XXVII (1923-25) vorübergehend als: Jahrbuch für jüdische Volkskunde, hrsg. Max Grunwald, Jg. I - XXXII, Hamburg [I - VII (1898-1904)], Berlin [VIII - X (1905-07)], Leipzig [XI - XII (1908-10)], Wien [XIII - XXIII (1910-22)], Berlin/ Wien [XXV - XXVII (1923-25)], Wien / Frankfurt a. M. [XXIX - XXXII (1926-29)] [ND: New York, o. J.; Mikrofilm-Ausgabe: New York, o. J.; Online-Ausgabe: Aachen: RWTH, 2000–06 (= Compact Memory. Internetarchiv jüdischer Periodika; www.compactmemory.de [30])] [ZDB-ID: 401588-5 und 2230582-8]. |
1898–1938 | Israelitisches Familienblatt, begr. Max Lessmann, Red.: Moses Deutschländer u. a., Jg. I - XL, Hamburg [I - XXXVI (1898 - 1934)], Berlin / Hamburg [XXXVII-XL (1935 - 38)]. Lokalausgaben für Groß-Berlin, Frankfurt a. M. und Umgebung, Hamburg [vgl. u. a. Hamburger Familienblatt… (1897 – 1938)]. Diverse Beilagen: u. a. Aus alter und neuer Zeit (1924 – 35 separat); Jüdische Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens (1898 – 1938); Blätter für Erziehung und Unterricht; Der jüdische Sport; Umschichtung und Auswanderung; Unser Familienblatt (1934 – 35) [Mikrofilm-/Mikrofiche-Ausgaben: Hamburg 1979 / Berlin 1985 und 1996 / Leiden, o. J.] [ZDB-ID: 551967-6, 551968-8, 1407420-5 u. a.]. |
1898–1938 | Jüdische Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Verlag: Max Lessmann, Hamburg / Berlin [Beilage zu Israelitisches Familienblatt (1898 – 1938)] [Mikrofilm-Ausgabe: Leiden, o. J.] [ZDB-ID: 997018-6]. |
1913–22? | Hamburger jüdische Nachrichten. Offizielles Organ der Zionistischen Ortsgruppe Hamburg-Altona, Jg. I (5673 = 1913) – X (5682 = 1922) [?], Hamburg [ZDB-ID: 2087160-0]. |
1915–36 | Israelitisches Familienblatt. Kalender für das Jahr…, Jg. 5676 (1915/16) – 5697 (1936/37), Verlag: Max Lessmann, Hamburg [ZDB-ID: 292935-1]. |
1918/19 | Jüdischer Volkskalender für das Jahr 5679 (1918/19), hrsg. Agudas-Jisroel-Jugendorganisation, Hamburg. |
1919–26 | Jüdische Jugendblätter, hrsg. Esra-Bundesleitung (Max Cohen / Louis Levinger / Isaak Bamberger), Jg. I - VII, Köln, München, Berlin, Hamburg [ZDB-ID: 2348170-5]. |
1924–35 | Aus alter und neuer Zeit. Illustrierte Beilage des Israelitischen Familienblattes [wechselnde Untertitel], Verlag: Max Lessmann, Jg. XXVII - XXXVII], Hamburg [Beilage zu Israelitisches Familienblatt (1898 - 1938)] [ZDB-ID: 2127794-1]. |
1925? | Blätter des Keren Hatorah, hrsg. Agudas Jisroel, [Heft 3], Hamburg [ZDB-ID: 2041695-7]. |
1925–38 | Gemeindeblatt der Deutsch-Israelitischen Gemeinde zu Hamburg, ab Jg. XIII (1937), Nr. 6: Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Hansestadt Hamburg, Verlag: Max Lessmann, Jg. I - XIV, Hamburg [Mikrofilm-Ausgabe: New York 1985] [ZDB-ID: 804997-x und 804998-1]. |
1925–38 | Jüdische Schulzeitung [wechselnde Untertitel], hrsg. Verband der jüdischen Lehrervereine im Deutschen Reich (später: Reichsverband der jüdischen Lehrervereine), Red.: Moritz Steinhardt (später: Siegfried Braun), Jg. I-XIV, Hamburg, Mannheim [Mikrofilm-Ausgabe: Frankfurt/M., o. J. / New York, o. J.] [Online-Ausgabe: Aachen: RWTH, 2000-06 (= Compact Memory. Internetarchiv jüdischer Periodika; www.compactmemory.de [30])] [ZDB-ID: 987863-4 und 2239615-9]. |
1926–? | Bar Kochba-Blätter, Hamburg. |
1926–28 | Israelitischer Kalender für Schleswig-Holstein…, hrsg. → Verband der jüdischen Gemeinden Schleswig-Holsteins, Jg. I (5687 = 1926/27) – III (5689 = 1928/29), Altona [fortgesetzt als Israelitischer Kalender für die Gemeinden Schleswig-Holsteins und der Hansestädte… (1929–37)] [ZDB-ID: 292024-4]. |
1927–? | Mitteilungsblatt der Hamburger Zionistischen Vereinigung, Hamburg. |
1927–38 | Der jüdische Kantor. Zweimonatsschrift des Allgemeinen deutschen Kantoren-Verbandes [ab XI (1937): … der Vereinigung jüdischer Kantoren in Deutschland], Jg. I - XII, Hamburg. |
1929–? | Die Wehr, Hamburg. |
1929–37 | Jahrbuch für die jüdischen Gemeinden Schleswig-Holsteins und der Hansestädte, Jg. II - VI (1930-35): …und der Landesgemeinde Oldenburg, Jg. VII - IX (1935-38): …und des Regierungsbezirks Stade, hrsg. → Verband der jüdischen Gemeinden Schleswig-Holsteins und der Hansestädte, Jg. I (5690 = 1929/30) – IX (5698 = 1937/38), Hamburg [Beilage: Israelitischer Kalender für die Gemeinden Schleswig-Holsteins und der Hansestädte… (1929–37)] [Mikrofilm-Ausgabe: Frederick/Md., o. J.] [ZDB-ID: 570430-3]. |
1929–37 | Israelitischer Kalender für die Gemeinden Schleswig-Holsteins und der Hansestädte… [wechselnde Titel], Jg. I (5690 = 1929/30) – IX (5698 = 1937/38). Hamburg [Beilage zu Jahrbuch für die jüdischen Gemeinden Schleswig-Holsteins und der Hansestädte (1929–37); Fortsetzung von Israelitischer Kalender für Schleswig-Holstein… (1926–28)]. |
1929–37 | Israelitischer Drei-Gemeinden-Kalender Wandsbek, Hamburg, Altona, hrsg. Hamburgisches Deutsch-Israelitisches Waisen-Institut, Jg. I (5690 = 1929/30) - IX (5698 = 1937/38), Hamburg [ZDB-ID: 2071701-2]. |
1931? | Oilim-Bleter (jidd.), Jg. I/ Nr. 1 [?], Hamburg / Kolomea / München [Beilage zu Dos jiddische Wort] [ZDB-ID: 1489243-1]. |
1933–35? | ha-Ohel [Das Zelt]. Blatt der Maapilim der Jüdischen Jugendgemeinschaft Habonim Noar Chaluzi, Nr. 1 – 10/11 und N.F. Nr. 1 [?], Hamburg [ZDB-ID: 2264814-8]. |
1933–38 | Rundschreiben. Israelitischer Tempel-Verband in Hamburg, Jg. I – VI, Hamburg [ZDB-ID: 1402981-9 und 1402987-x]. |
1934 | Kolenu [Unsere Stimme]. Monatsblatt des Brith Hanoar schel Zeïre Misrachi in Deutschland, Nr. 1 – 4, Hamburg [ZDB-ID: 2251925-7]. |
1934–35 | Unser Familienblatt. Jugendbeilage des Israelitischen Familienblattes, Verlag: Max Lessmann, Nr. 1 – 7, Hamburg [Beilage zu Israelitisches Familienblatt (1898–1938)] [ZDB-ID: 2240393-0]. |
1935? | Verein zur Förderung ritueller Speisehäuser e.V., [Jg. XXXV (1935)], Hamburg [ZDB-ID: 2106162-2]. |
1935–38 | Jüdischer Kulturbund Hamburg. Programm, Jg. I – II (1935–36); fortgesetzt als: Monatsblätter des Jüdischen Kulturbundes Hamburg, Jg. I – III (1936–38), Hamburg [ND: New York, o. J.; Mikrofilm-Ausgabe: New York (1985); Online-Ausgabe: Frankfurt/M. 2006 (= Jüdische Zeitschriften in NS-Deutschland; http://deposit.ddb.de/online/jued/jued.htm [32])] [ZDB-ID: 26043-5, 26051-4, 2246950-3 und 2246955-2]. |
1936–38 | Monatsblätter des Jüdischen Kulturbundes Hamburg, Jg. I - III, Hamburg. |
1937–? | Hilfe und Aufbau in Hamburg, hrsg. Hilfsausschuß der Vereinigten Jüdischen Organisationen Hamburgs [Jg. 1937-?], Hamburg [ZDB-ID: 2350641-6]. |
1948–69? | Mitteilungsblatt der → Notgemeinschaft der durch die Nürnberger Gesetze Betroffenen, Jg. I–XXII [?], Hamburg [ZDB-ID: 628100-x]. |
[1952–63] | Friede mit Israel. Mitteilungsblatt der → Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V. in Hamburg, Nr. 1 – 45, Hamburg [ZDB-ID: 528973-7]. |
1953/59 | Die Juden in Deutschland. Ein Almanach, hrsg. Heinz Ganther, Ausgabe 1951/52 (5712), Frankfurt/M. und München 1953; Ausgabe 1951/59 (5712/19), Hamburg 1959 [ZDB-ID: 534311-2]. |
[1955–70?] | Gemeinde-Rundbrief. Gemeinde für Dienst an Israel in der Ev.-Luth. Kirche im Hamburgischen Staate, Jerusalem-Gemeinde, Hamburg [ZDB-ID: 1462508-8]. |
[1966–80?] | Nazareth-Gruß. Mitteilungen des Nazarethwerkes, Deutscher Verein zur Förderung des Evangeliums unter den Arabern in Israel, Jg. I–XIV, Hamburg [ZDB-ID: 1463336-x]. |
1966–94 | he-Atid [Die Zukunft]. Riv’on germani be-Ivrit (hebr.), Nr. 1 (5726) – 112 (5754), Hamburg [u. a.] [ZDB-ID: 303135-4]. |
[1974ff.] | Jerusalem-Brief. Gemeinde für Dienst an Israel in der Ev.-Luth. Kirche im Hamburgischen Staate und Diakonissenhaus Jerusalem, Hamburg [ZDB-ID: 1460536-3]. |
1978–86 | Geschäftsbericht. Jüdische Gemeinde in Hamburg. Für die Jahre… [Vierjahresbericht], Bd. I (1974/77) – III (1982/85), Hamburg [ZDB-ID: 2077899-5]. |
seit 1980? | [Rundschreiben der Jüdischen Gemeinde in Hamburg in loser Folge, fortgesetzt als Gemeindezeitung: Hamburger Jüdische Stimme (1990–91)] |
[1986ff.] | Mnemosyne. ZEIT-Schrift für Geisteswissenschaften [ab Heft 24 (1998): ZEIT-Schrift für jüdische Kultur], hrsg. Armin A. Wallas / Andrea M. Lauritsch, Heft 1ff., Villach / Klagenfurt [1986–97]; Münster / Hamburg [u. a.] [1998ff.] [ZDB-ID: 1224835-6]. |
1990–91 | Hamburger Jüdische Stimme [Gemeindezeitung], hrsg. Kadima, Jg. I – II (5750/51) [Nr. 1–6], Hamburg [ZDB-ID: 1402814-1]. |
[1990–2006] | Menora. Jahrbuch für deutsch-jüdische Geschichte, hrsg. Julius H. Schoeps [u. a.], Jg. I – XVI, München / Zürich [I – VI (1990–95)], Bodenheim [VII – IX (1996–98)], Berlin / Bodenheim [X (1999)], Berlin / Wien [XI – XV (2000–04/05)], Hamburg [XVI (2005/06)] [ZDB-ID: 1022362-9]. |
1991–97 | [Rundschreiben der Jüdischen Gemeinde in Hamburg in loser Folge (meist monatlich), ab Juli 1997 erneut fortgesetzt als Gemeindezeitung: → Jüdische Gemeinde in Hamburg (1997 ff.)] |
[1991ff.] | Im Gespräch… Informationen für die Mitglieder der → Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, Jg. Iff., Hamburg [ZDB-ID: 1364446-4]. |
1994–95 |
MaZe [Was ist das?]. Jüdisches Journal aus Hamburg, hrsg. Verein → Gedenk- und Bildungsstätte Israelitische Töchterschule, in Verbindung mit dem → Verein ehemaliger Hamburger, Bremer und Lübecker in Israel und der Gabriel-Riesser-Stiftung (Hamburg), Nr. 1 (1994 = 5754) – 2/3 (1994/95 = 5755), Hamburg [ZDB-ID: 1197509-x]. |
[1995ff.] | Studien zur jüdischen Geschichte [Schriftenreihe], hrsg. → Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Bd. 1 ff., Hamburg [ZDB-ID: 2170516-1]. |
1997ff. | Jüdische Gemeinde in Hamburg [Gemeindezeitung], Jg. I – III (1997–99) unter der Bezeichnung Rundschreiben, ab Jg. XI (2007) zweisprachig (dt./russ.): Jüdische Gemeinde in Hamburg / Evrejskaja Obscina Gamburga, ab Jg. XII (2008) in gekürzter Form unter der Bezeichnung Gemeinderundschreiben / Informacionnyj zurnal obsciny, Hamburg (mit diversen Beilagen) [ZDB-ID: 2122248-4]. |
1999–2000 | Chawerim. Die Zeitung der B’nai B’rith Youth Organization Hamburg e.V., hrsg. Yitzhak-Rabin-Gruppe Hamburg der B’nai B’rith Youth Organization, Jg. I – II (Nr. 1 – 5), Hamburg [ZDB-ID: 2016380-0]. |
[2004ff.] | Schriftenreihe des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstandes zu Widerstand, NS-Verfolgung und Nachkriegsaspekten [Schriftenreihe], Bd. 1 ff., Münster / Hamburg / Berlin / Wien [u. a.] [ZDB-ID: 2160053-3]. |
2007ff. | JONS [E-Mail-Rundschreiben (unregelmäßig)], hrsg. Jüdische Organisation Norddeutscher Studenten e. V., Hamburg [www.jons-ev.org]. |
[2007ff.] | Archiv aus Stein. Der Jüdische Friedhof Königstraße [Schriftenreihe], Bd. 1 ff., Hamburg [ZDB-ID: 2510941-8]. |
2008ff. | Jüdisches Hamburg, hrsg. Jüdisches Bildungszentrum Chabad Lubawitsch e.V., Nr. 1 ff., Hamburg [ZDB-ID: 2490523-9]. |
2009ff. | JCS-Newsletter [hrsg. Elternvertreter der Joseph-Carlebach-Schule], Jg. I ff., Hamburg [ZDB-ID: 2523926-0]. |
2009ff. | ATID-Nachrichten, hrsg. Atid Hamburg, Redaktion: Daniel Killy, Jg. I ff., Hamburg. |
[2009ff.] | Institut für die Geschichte der deutschen Juden [Fünfjahresbericht], hrsg. → Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Bd. I (2003/08) – …, Hamburg [ZDB-ID: 2484730-6]. |
Die jüdische Nationalbewegung des Z. entstand Ende des 19. Jahrhunderts. Ihr Ziel war, durch eine geistige und kulturelle Wiederbelebung des Judentums die Voraussetzungen für die Errichtung eines jüdischen Staates in Palästina zu schaffen.
In Deutschland gründete sich 1897 die Zionistische Vereinigung für Deutschland (ZVfD), die – im Gegensatz zu den im Misrachi vereinigten religiösen Zionisten – einen säkularen jüdischen Staat anstrebte. Vermutlich im Frühjahr 1898 bildete sich in Hamburg und Altona unter → Gustav G. Cohen [33] eine Ortsgruppe der ZVfD. Diese blieb zunächst eine bedeutungslose innerjüdische Gruppierung. Als 1909 der IX. Zionistische Weltkongress in Hamburg tagte, lehnten die jüdischen Gemeinden in Altona (→ HIG [34]) und Hamburg (→ DIG [35]) in Hinblick auf ein »deutsches« Grundverständnis jede organisatorische Zusammenarbeit ab. Nicht zuletzt aufgrund der Balfour-Deklaration von 1917 änderte sich diese Haltung nach dem Ersten Weltkrieg. In den Wahlen zum Repräsentanten-Kollegium konnten die Zionisten zunehmend ihren Einfluss in der Hamburger Gemeinde steigern. Für die Zeit der Weimarer Republik hatten sie einen Stimmanteil von etwa 20 Prozent. Der Z. konnte durch eine Vielzahl von Jugend-, Wander- (Blau-Weiß) und Turngruppen (Bar Kochba) (→ Jugendbewegung [36], → Sportvereine [37]), durch literarische Vereinigungen und Arbeitsgruppen für die hebräische Sprache und durch eine Frauengruppe (1905 gegründet) breite Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Vielfach wurden alle diese Aktivitäten als Kulturzionismus bezeichnet, da die tatsächliche Auswanderung nach Palästina nur selten erfolgte. Durch das nationalsozialistische Regime sahen sich die Hamburger Zionisten in ihren Zielen bestärkt. Sie förderten die Auswanderung (→ Emigration [38]), unter anderem durch Sprachschulung (Sprachschule Ivria), durch Berufsumschichtung (→ Hachschara [39]) und durch Geldsammlungen. Im Jahr 1937 waren ca. 1.000 Mitglieder in der Hamburger ZVfD in 17 Untergruppen organisiert. Das entsprach etwa 15 Prozent der zu diesem Zeitpunkt in Hamburg lebenden Juden. In den Gremien der Gemeinde, vor allem im Vorstand und im Repräsentanten-Kollegium, gewannen die Zionisten erheblichen Einfluss. Nach dem → Novemberpogrom [40] löste die Gestapo am 13. November 1938 die Zionistische Vereinigung auf. Die Unterstützung für Auswanderer nach Palästina konnte allerdings noch etwa bis zum Sommer 1941 fortgeführt werden, auch weil die Zielsetzung der zionistischen Politik hinsichtlich einer forcierten Auswanderung weitgehend mit den Vorstellungen der nationalsozialistischen Machthaber übereinstimmte.
Bis zum Sommer 1942 waren etwa 500 männliche jüdische Häftlinge im → KZ Neuengamme [41] inhaftiert. Sie waren in Kolonnen für körperlich besonders schwere und schmutzige Arbeiten im Freien zusammengefasst, die oftmals nur den Zweck verfolgten, die Männer zu schikanieren und zu ermorden. Mindestens ein Viertel der jüdischen Häftlinge starb innerhalb kurzer Zeit.
Nachdem Himmler im Oktober 1942 bestimmt hatte, die KZ im Gebiet des Deutschen Reiches »judenfrei« zu machen, wurden die meisten in Neuengamme festgehaltenen Juden nach Auschwitz deportiert. Der gravierende Arbeitskräftemangel in der deutschen Kriegswirtschaft zwang jedoch die NS-Führung im Frühjahr 1944 dazu, diesen Beschluss zu revidieren. Alle »arbeitsfähigen Juden« sollten nun aus den Vernichtungslagern zum Einsatz bei Rüstungs- und Bauvorhaben im Reichsgebiet gebracht werden. In Hamburg waren insgesamt etwa 13.000 jüdische Gefangene, die meisten von ihnen Frauen, im KZ Neuengamme und seinen Außenlagern inhaftiert. Im Gebiet der Hansestadt gab es keine Lager für männliche jüdische Gefangene. Die Männer arbeiteten vor allem in den Außenlagern Ahlem im Continental-Werk und in Braunschweig für Büssing-Automobilwerke. In Hamburg war eine eher geringe Anzahl jüdischer Häftlinge aus Polen gemeinsam mit so genannten jüdischen »Mischlingen« auf dem HEW-Kraftwerksgelände in Neuhof im Hafen eingesetzt. Einige Hundert bauten für die Hamburgischen Elektricitäts-Werke AG ein Kohlekraftwerk in Alt-Garge im Südosten der Hansestadt. Da sich unter den für den Arbeitseinsatz in erster Linie vorgesehenen ungarischen Juden nicht genug arbeitsfähige Männer befanden, wurden den KZ ab Ende Mai 1944 auch jüdische Frauen zur Zwangsarbeit zugewiesen. Insgesamt sind etwa 13.500 Frauen, unter ihnen 9.700 Jüdinnen und 3.800 politische Häftlinge, in neu eingerichtete Außenlager des KZ Neuengamme eingewiesen worden, davon etwa 7.000 Jüdinnen allein in Außenlager auf Hamburger Gebiet. Die Frauen kamen mehrheitlich aus Polen, der Sowjetunion, Ungarn und der Tschechoslowakei, mehrere Hundert aus Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Deutschland. Frauen und Männer mussten 8 bis 10 Stunden täglich schwerste Arbeit leisten. Sie wurden in Kolonnen zu den Arbeitsstätten geführt und waren damit für die Hamburger Bevölkerung deutlich wahrnehmbar. Für das Bauunternehmen Wayss & Freitag bauten die weiblichen Häftlinge Plattenhäuser, für Kowahl & Bruns zermahlten sie Trümmerschutt, auf dem Gelände der großen Mineralölraffinerien Rhenania Ossag (Shell), Ebano Asphalt Werke AG und Julius Schindler GmbH führten sie Aufräumungsarbeiten durch, bei den Hanseatischen Kettenwerken in Langenhorn arbeiteten sie in der Munitionsproduktion, bei den Dräger-Werken in Wandsbek stellten sie Gasmasken her. In den häufig von einem mit Starkstrom geladenen Stacheldrahtzaun umgebenen Lagern wurden die jüdischen Häftlinge misshandelt und bei kleinsten Vergehen schwer bestraft. Als sich die alliierten Truppen näherten, ließ Himmler Anfang April 1945 viele Außenlager räumen. Die Häftlinge wurden ins KZ Bergen-Belsen verschleppt, das zu diesem Zeitpunkt aufgrund katastrophaler hygienischer Verhältnisse ein Todeslager war. Weitere Evakuierungsmärsche und -fahrten führten u. a. in die KZ Ravensbrück und Wöbbelin. Tausende erschöpfter und unterernährter Häftlinge starben noch nach Kriegsende an Hunger, Krankheit und Schwäche.
Verweise:
[1] https://www.dasjuedischehamburg.de/bilder/der-jude-periodische-bl%C3%A4tter
[2] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/buchdruck-hebr%C3%A4ischer
[3] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/riesser-gabriel
[4] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/enoch-samuel-david
[5] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/ettlinger-jacob-aaron
[6] https://www.dasjuedischehamburg.de/../../inhalt/bernays-isaak
[7] https://www.dasjuedischehamburg.de/../../inhalt/r%C3%A9e-anton
[8] https://www.dasjuedischehamburg.de/../../inhalt/salomon-gotthold
[9] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/deutschl%C3%A4nder-moses
[10] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/lessmann-auch-le%C3%9Fmann-max
[11] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/grunwald-max
[12] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/gesellschaft-f%C3%BCr-j%C3%BCdische-volkskunde
[13] https://www.dasjuedischehamburg.de/node/531
[14] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/vereinswesen
[15] https://www.dasjuedischehamburg.de/../../inhalt/jugendbewegung
[16] https://www.dasjuedischehamburg.de/../../inhalt/deutsch-israelitische-gemeinde-dig
[17] https://www.dasjuedischehamburg.de/../../inhalt/tempel-neuer-israelitischer-nit
[18] https://www.dasjuedischehamburg.de/../../inhalt/j%C3%BCdischer-kulturbund-hamburg
[19] https://www.dasjuedischehamburg.de/../../inhalt/widerstand-j%C3%BCdischer
[20] https://www.dasjuedischehamburg.de/node/532
[21] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/notgemeinschaft-der-durch-die-n%C3%BCrnberger-gesetze-betroffenen
[22] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/gesellschaft-f%C3%BCr-christlich-j%C3%BCdische-zusammenarbeit-hamburg
[23] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/judenmission
[24] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/j%C3%BCdische-gemeinde-1945-1989
[25] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/gedenk-und-bildungsst%C3%A4tte-israelitische-t%C3%B6chterschule
[26] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/verein-ehemaliger-j%C3%BCdischer-hamburger-bremer-und-l%C3%BCbecker-israel
[27] http://www.igdj-hh.de/
[28] http://www.zeitschriftendatenbank.de
[29] http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/
[30] http://www.compactmemory.de
[31] http://www.digitale-sammlungen.de
[32] http://deposit.ddb.de/online/jued/jued.htm
[33] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/cohen-gustav-gabriel
[34] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/hochdeutsche-israelitengemeinde-zu-altona-hig
[35] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/deutsch-israelitische-gemeinde-dig
[36] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/jugendbewegung
[37] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/sportvereine
[38] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/emigration
[39] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/hachschara
[40] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/novemberpogrom
[41] http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/konzentrationslager-hamburg